Buchkritik -- Gerhard Köpf -- Das Dorf der 13 Dörfer

Umschlagfoto, Buchkritik, Gerhard Köpf, Das Dorf der 13 Dörfer , InKulturA "Und in den Baumkronen hockten die Krähen, die dem Treiben schwarz und stumm zusahen." Diese Vögel lüften, zumindest in der Mythologie, gern Geheimnisse und durchschauen so manchen Lug und Trug der Menschen. Geheimnisse lüftet der Erzähler in Gerhard Köpfs Roman "Das Dorf der 13 Dörfer" nicht, doch auf seiner Reise zurück in die Vergangenheit wird so manches liebgewonnene Bild längst zurückliegender Ereignisse korrigiert.

Der Autor des Radiofeatures "Kalenderblatt" und hauptsächlich mit dem Verfassen von Nachrufen beschäftigt, kehrt wegen einer Recherche in das Dorf seiner Kindheit zurück. Dort kommen ihm nach und nach wieder die Begebenheiten seiner Jugendjahre ins Gedächtnis, die ihn mal wehmütig, mal wütend und hin und wieder auch melancholisch stimmen.

Er, der, sagen wir es deutlich, einer in Zeiten der digitalen Hype wohl beruflich aussterbenden Spezies angehört, sieht sie wieder vor sich, die Zeit, die längst vergangen ist und trotzdem ihre Spuren hinterlassen hat. Dabei bröckelt so manche Verklärung und übrig bleiben Bilder einer Realität, die manchmal erst in der Rückschau richtig bewertet werden kann.

Angekommen in seinem Heimatdorf, gibt es nur wenige Dinge, die ihn nicht an die Vergangenheit erinnern und deren Veränderung, Verschwinden oder Umgestaltung immer wieder Reminiszenzen hervorrufen, die ihm die damalige Zeit, die des beginnenden "Deutschen Wirtschaftswunders" ins Gedächtnis rufen.

Er demaskiert dabei so manche Heuchelei - die verschiedenen Typen eines Pfarrers - sowie den Versuch einer Geschichtsklitterung durch Überkleben von Symbolen des Nationalsozialismus in den Schulbüchern. Der ersten großen Liebe wird sich wieder wehmütig erinnert, der ehemals Ausgegrenzten, weil arm und zugleich Flüchtlinge aus den östlichen Gebieten des kurzlebigen "1000-jährigen Reiches" entsinnt und die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen Revue passieren lassend.

Es ist ein stiller Roman, den Gerhard Köpf geschrieben hat und der den Leser mitnimmt auf eine Reise in eine Vergangenheit, die erst durch die Gegenwart abgeschlossen wird. Ohne falsche Verklärung oder Idealisierung der Vergangenheit erzählt er eine ganz persönliche Geschichte, die die Verwobenheit und das Werden des Individuums in Zeit und Raum reflektiert.




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Veröffentlicht am 17: September 2017