Buchkritik -- Gabriele Katz -- Margarete Steiff - Die Biografie

Umschlagfoto  -- Wer kennt sie nicht, die Teddys und Plüschtiere mit dem "Knopf im Ohr"? Die Marke Steiff ist international erfolgreich und viele Kinder hatten und haben in dem kuscheligen Spielzeug einen treuen Begleiter ihren ersten Lebensjahren gefunden. Dass dieses, als Kinderspielzeug konzipierte Produkt einen globalen Verkaufserfolg erleben konnte, ist einer Frau zu verdanken, die es verstanden hat, sich, außergewöhnlich für die damalige Zeit, mit ihren Vorstellungen und Plänen durchzusetzen. Kraft, Willensstärke und ein enormes Selbstbewusstsein haben dazu beigetragen, dass aus einem am 24. Juli 1847 geborenen und lebenslang an den Folgen der Kinderlähmung leidenden Mädchen eine erfolgreiche und von ihrem gesellschaftlichen Umfeld geachtete Unternehmerin geworden ist.

Gabriele Katz hat das Leben und den unternehmerischen Weg dieser Frau in ihrer Biografie Margaret Steiff beschrieben. Mit viel Sympathie und Hochachtung für diese, in ihrer Zeit ungewöhnliche und unkonventionelle Frau, zeichnet die Autorin ein Bild der in Giengen an der Brenz geborenen Unternehmerin. Ein damaliges typisches Frauenleben - dem Mann untergeordnet, auf Kindererziehung und Haushaltsführung beschränkt - durch ein gesundheitliches Handicap scheinbar unmöglich gemacht, gelang es Margarete Steiff gegen alle Wahrscheinlichkeit und gegen alle zeittypischen Beschränkungen ein Familienunternehmen zu gründen und es über Jahre erfolgreich zu leiten.

Obwohl eingebunden in ein traditionelles familiäres und gesellschaftliches Umfeld, dass, um es gelinde zu sagen, weiblichen Aktivitäten außerhalb der Familie mit Misstrauen begegnete, verstand es Margarete Steiff mit bewunderungswürdigem Durchhaltevermögen sich eine gesellschaftliche und soziale Stellung zu erkämpfen, die auch großen Teilen des örtlich-schwäbischen Patriarchats Respekt abnötigte.

In einer Zeit, in der sich die Bedeutung des Kindes radikal änderte und die eine neue Pädagogik mit sich brachte, gelang es der Unternehmerin sich dort zu platzieren, was in der modernen Marketingsprache als Marktlücke bezeichnet wird. Margarete Steiff, die, nach heutigen Maßstäben beurteilt, keine besonders glücklich zu nennende familiäre Situation vorfand, konnte sich aufgrund dessen bestens in die Psyche der Kinder hinein versetzen. Sie wusste aus Erfahrung, und darin gaben ihr die nachfolgenden Erziehungstheorien recht, was ein Kind braucht. Einen verlässlichen und unverwüstlichen Spielkameraden, wenn auch "nur" aus Filz und Plüsch.

Die Autorin zeigt eine Frau, die, in der schwäbischen Maxime des "Schaffens" beheimatet, doch mit der weiblichen Tradition brach und es verstand, die richtigen unternehmerischen Entscheidungen zu treffen. Zudem gab sie in ihrer Fabrik, die aufgrund einer radikal neuen Architektur ebenfalls die Innovationskraft dieser Unternehmerin zeigte, vielen Frauen die Möglichkeit eigenes Geld zu verdienen - gegen Ende des 19. Jahrhunderts immer noch eine Ausnahme.

Margaret Steiff ist die Biografie einer Persönlichkeit, die untypisch für die Rollenklischees der damaligen Frauen war. Gabriele Katz hat das Leben dieser schwäbischen Unternehmerin einfühlsam und mit viel Empathie beschrieben.




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