Buchkritik -- Lars Kepler -- Paganinis Fluch

Umschlagfoto  -- Lars Kepler  --  Paganinis Fluch Im zweiten Roman des Autorenduos Alexandra und Alexander Ahndoril Paganinis Fluch ermittelt erneut Joona Linnen von der schwedischen Kriminalpolizei. Der Generaldirektor der Staatlichen Waffenkontrollbehörde verübt Selbstmord und an Bord einer Yacht wird eine junge Frau gefunden, die augenscheinlich ertrunken ist. Beide Fälle, so ermittelt Linnen, stehen in einem Zusammenhang, der in Regierungs- und Wirtschaftskreise führt. Mit seiner Kollegin Saga Bauer vom Staatsschutz kommt er einem groß angelegten Betrug auf die Spur.

Auf über 600 Seiten erlebt der Leser ein Wechselbad der Gefühle. Das liegt zum einen daran, dass das erste Drittel des Kriminalromans doch recht holprig und bisweilen etwas sperrig daherkommt. Die Dialoge sind flach geschrieben und die Personen bleiben in der Erzählstruktur mehr als seicht und stereotypisch. Ein häufiger Szenenwechsel soll für Spannung und Tempo sorgen, ist jedoch zu nüchtern und emotionslos geschrieben, um für Aufregung zu sorgen.

Leider bleibt manchmal auch die Logik auf der Strecke. Besonders in der Figur des lautlos und unsichtbar agierenden Profikillers. Aus welchen Gründen der sich nicht über das Aussehen seiner Zielperson informiert hat und anstelle deren Schwester, die über keine große Ähnlichkeit mit seiner Auftragsperson verfügt, tötet, bleibt ein Rätsel. Da kann der Leser doch etwas mehr erzählerische Stringenz erwarten.

In der zweiten Hälfte des Buches kommt die Geschichte etwas besser in Fahrt und wird damit leider auch konfuser. Die Szene in der Deutschen Botschaft, in die sich der Auftragsmörder nach einem gescheiterten Attentatsversuch flüchtet, ist dermaßen unlogisch und an den Haaren herbeigezogen, dass wohl so mancher Leser das Buch an dieser Stelle am liebsten aus den Händen legen würde. Auch ist es mehr als unverständlich, das Joona Linnen und Saga Bauer die Zielperson des Killers nahezu schutzlos in einer schlecht zu bewachenden Wohnung unterbringen. Den Versuch von Kriminalermittlern dem Täter eine Falle zu stellen, hat man in anderen Romanen bereits besser und intelligenter beschrieben gelesen.

Vollends hanebüchen wird die Geschichte allerdings erst am Ende des Romans, als Linnen und ein weiterer Polizist die Yacht des vermeintlichen Drahtziehers auf hoher See entern. Obwohl sie wissen, dass das Schiff von schwer bewaffneten Männern geschützt wird, gehen sie an Bord. Aus welchen Gründen die beiden nicht sofort beschossen werden, wissen wahrscheinlich nur die Autoren.

Der Roman Paganinis Fluch hat viele handwerkliche Fehler und der Leser bekommt den Eindruck, als wenn manchmal der eine Autor nichts vom anderen gewusst hat. Gegen Autorenduos ist beileibe nichts einzuwenden - bei vielen anderen funktioniert das gemeinsame Schreiben tadellos - wenn jedoch die innere Logik darunter leidet, dann macht die Lektüre einem intelligenten Leser keinen Spaß.

Das Thema des Romans ist aktuell und brisant. Schade dass Alexandra und Alexander Ahndoril so wenig daraus gemacht haben. Was mich persönlich ganz besonders genervt hat, und das ist leider inzwischen in vielen Kriminalromanen der Fall, ist die Tatsache, dass es anscheinend nur noch Ermittler gibt, die selber eine verkorkste Psyche oder zumindest schwere persönliche Probleme haben. Es ist doch mehr als lächerlich, wenn der Kommissar in brenzligen Situationen fast sein Bewusstsein verliert, weil er seine Antidepressiva nicht genommen hat.

Paganinis Fluch von Alexandra und Alexander Ahndoril ist ein Roman mit vielen guten Ansätzen, die jedoch nicht ausgebaut wurden. Aus diesem Grund wird der Roman wohl nur Hardcore-Krimifans begeistern können.




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