Buchkritik -- Nora und Stefan Koldehoff -- Wem hat van Gogh sein Ohr geschenkt?

Umschlagfoto  -- Nora und Stefan Koldehoff  --  Wem hat van Gogh sein Ohr geschenkt? In einer Zeit in der sich Wissen vor allem durch Komprimierung der Inhalte auszeichnet, bleibt es nicht aus, daß der Büchermarkt mit Sammlungen aller Art überschwemmt wird. Unter der Rubrik "Was Sie unbedingt wissen müssen um mitreden zu können" erscheinen nahezu unbegrenzt Werke, welche dem Leser, wenn er sie denn tatsächlich durcharbeitet, eine Erweiterung seiner Kenntnisse versprechen, in Wirklichkeit jedoch nur dazu dienen auf Partys den üblichen Smalltalk in Gang zu halten.

Eine lesenswerte Ausnahme stellt das Buch von Nora und Stefan Koldehoff Wem hat van Gogh sein Ohr geschenkt? dar. Der Untertitel Alles, was sie über Kunst nicht wissen kommt zwar einigermaßen marktschreierisch daher, doch der Inhalt überzeugt durch Qualität. Die Auswahl dessen, was in diesem Buch vorkommt ist zwar willkürlich und von Leser nicht immer nachzuvollziehen, doch die beschriebenen Tatsachen, Anekdoten und Kuriositäten sind lesenswert und meist sogar wirklich von der versprochenen "Was Sie noch nicht wissen" Qualität.

Wer kennt schon die Liste der giftigen Pigmente von Ägyptischblau bis Zinnober dessen Anteil Quecksilber bei Einatmen zu Vergiftungen und Nervenschäden führt. Ebenso kenntnisreich stellt das Autorenpaar sämtliche -ismen der Kunstgeschichte vor. Mal ehrlich, wer hatte bislang Kenntnis darüber, was Intimismus, Japonismus, Elementarismus oder Lettrismus ist? Man muss ja nicht gleich alle von Warhol signierten Porträts kennen, doch die von den Koldehoffs geschilderten Irrtümer von Gutachtern und Kunstkennern sind mehr als amüsant.

Der Leser hat die Wahl wie er dieses Buch liest. Von vorn bis hinter in einem Zug, oder auswahlgesteuert mit Hilfe des umfangreichen Namensregisters. Auf jeden Fall wird er immer wieder zu dieser Lektüre greifen, wenn er sich über die Dinge informieren will. die man in den üblichen Kunstabhandlungen nicht erfährt.

Leider und das ist wohl zuletzt nicht auch dem Verkaufspreis geschuldet, ist die Zahl der Abbildungen gering und die Qualität läßt zu wünschen übrig. Man sollte also schon ein paar Kunstbände parat haben, wenn man dieses Lexikon der etwas anderen Art liest.




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