Buchkritik -- Stefan Loipfinger -- Die Spendenmafia

Umschlagfoto  -- Stefan Loipfinger  --  Die Spendenmafia Die Deutschen sind ein spendenfreudiges Volk. Laut der Bilanz des Helfens, veröffentlicht vom Deutschen Spendenrat, griffen die Bundesbürger im Jahr 2010 für rund 2,3 Milliarden Euro in das Portemonnaie. Die Höhe der Summe macht deutlich, dass ein großes Vertrauen in die Initiatoren von Spendenaktionen und in die Arbeit von Hilfsorganisationen vorhanden sein muss. Ist dieses Vertrauen gerechtfertigt und werden die Gelder den versprochenen Zwecken zugeführt?

Stefan Loipfinger hat die Branche der Hilfsvereine in seinem Buch Die Spendenmafia einer näheren Betrachtung unterzogen und sein Fazit ist vernichtend. Diverse Vereine, die sich umtriebig auf dem großen deutschen Markt der angeblichen Hilfsbereitschaft tummeln, haben in erster Linie das eigene Konto im Visier. So verwundert es nicht, wenn von den jeweiligen Spendenaufkommen nur ein Bruchteil für die Aufgaben verwendet wird, für die die Hilfsorganisation Geld sammelt.

Dubiose Vereine und deren kriminelle Geschäftsführer bringen eine ganze Branche in Misskredit. Stefan Loipfinger will mitnichten einen Feldzug gegen das Spenden initiieren, sondern er weist darauf hin, dass das Spendengewerbe aufgrund fehlender politischer Gestaltungsbereitschaft für die Schwarzen Schafe - ausschließlich mit denen beschäftigt sich der Autor - ein äußerst lukrativer Markt geworden ist.

Der Autor beklagt die fehlende Transparenz in Bezug auf die Verwendung von Spendengeldern. Seine zahlreich aufgeführten Beispiele zeigen, dass es in der Tat zweifelhaft ist, ob viele Vereine die gespendeten Summen in die Projekte investieren, die den Spendern vorgestellt werden. In der Regel fließen diese Gelder auf Privatkonten und werden zur Finanzierung des aufwendigen Lebenstils der verantwortlichen Geschäftsführer missbraucht. Wenn, wie Loipfinger es nachweist, von 100 Prozent Spendengelder nur 10 Prozent in die Hilfsprojekte fließen, dann ist etwas nicht in Ordnung und der juristische Tatbestand der Veruntreuung erfüllt.

Wenn sich ein Spender über die korrekte Verwendung seiner Spende informieren will, wird er mit Hochglanzbroschüren überhäuft, die zwar opulent gestaltet sind, jedoch keine Informationen darüber geben, wo die Gelder bleiben. Bei den Recherchen von Stefan Loipfinger hat sich herausgestellt, dass dieser Wirtschaftszweig es gar nicht mag, wenn ein Journalist Informationen über die Verwendung der Gelder haben möchte. Was bei jedem ordentlich geführten Betrieb selbstverständlich ist - eine korrekte Jahresbilanz - scheinen manche Spendenvereine zu scheuen wie der Teufel das Weihwasser. Das ist, zumindest wenn man das Buch von Stefan Loipfinger liest, ein ernüchterndes Ergebnis.

Der Autor will nicht vom Spenden abraten und betont, dass es viele Vereine und Hilfsorganisationen gibt, die korrekt arbeiten. Leider gibt es aber auch zahlreiche Organisationen, die die Gelder nicht für den Zweck verwenden, den sie den potentiellen Spendern vermitteln wollen.

Da die Politik sich bisher gegen eine Kontrolle dieser privaten Hilfsdienste ausgesprochen hat, wird sich wohl so schnell nichts an der bisherigen Praxis, die für einige kriminelle Vereine eher eine Lizenz zum Gelddrucken darstellt, ändern. Wer bislang dem Spenden eher kritisch gegenüberstand, der wird nach der Lektüre seinen Geldbeutel auch weiterhin verschlossen halten.




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