Buchkritik -- Frank Schirrmacher -- Minimum

Umschlagfoto  -- Frank Schirrmacher  --  Minimum Es ist schon erstaunlich, welchen Stellenwert auf einmal der Begriff der Familie erhält. Noch vor wenigen Jahren und in der Diktion der inzwischen massenhaft Frühpensionierten Alt-68'er, als Keimzelle der Faschismus, der Unterdrückung der Frau, etc. beschuldigt. Diese mit negativen Begriffen bedachte Urform eines funktionierenden gesellschaftlichen Zusammenlebens feiert eine rasante Auferstehung. Politiker, Soziologen, Pädagogen und andere Meinungsmacher entdecken auf einmal den Wert eines intakten Familienlebens.

Frank Schirrmacher beschreibt und beklagt in seinem Buch Minimum die Abwesenheit der Familie in der aktuellen Gesellschaft. Es ist seit Jahren bekannt, daß in Deutschland zu wenige Kinder geboren werden. Diejenigen, denen es gelingt nicht abgetrieben zu werden, haben noch mit dem hohen Risiko der Vernachlässigung zu kämpfen, denn die Gesellschaft, bzw. die in ihr lebenden Individuen tun sich schwer damit, diesem Nachwuchs Orientierung und Geborgenheit zu geben. Ganze Generationen wurden von der Politik vergessen. Die traurigen Resultate sieht man täglich in den schon lange existierenden Ghettos der Großstädte.

Natürlich hat der Autor recht, wenn er davon spricht, daß zum Überleben einer Nation die Familie den entscheidenden Impuls gibt. Natürlich hat der Autor recht, wenn er sagt, daß sich Volk selber zum Tode verurteilt, das nicht genügend Nachwuchs produziert. Doch wo waren diese Sätze in den Zeiten, als die Familie politisch, wirtschaftlich und sozial demontiert wurde? Gerade in sozialdemokratischen Zirkeln war es doch geradezu verpönt, sich als Ehefrau und Mutter ausschließlich um die Familie zu kümmern. Wie wurden diese Frauen hinter nicht allzu vorgehaltener Hand beschimpft: Faul, arbeitsscheu, unemanzipiert waren noch die harmlosen Begriffe, denen sie sich aussetzen mußten.

Die Grundaussage von Schirrmacher ist absolut zutreffend. Die Frage ist jedoch nur, ob es nicht schon viel zu spät ist, um gesellschaftspolitisch eine andere Richtung einschlagen zu können. Schließlich hat es Jahrzehnte gedauert bis unsere Nation von o e. Frühpensionären zugrunde gerichtet wurde. Diese Fehler kann man nicht in wenigen Jahren wieder ausbügeln.




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