Buchkritik -- Michael Kreisel -- Der Mond im Topf

Umschlagfoto  -- Michael Kreisel  --  Der Mond im Topf Ein Lyrikband stellt für jeden Leser eine Herausforderung dar. Unfreiwillig wird der Kritiker in die Position eines Voyeurs gebracht, der im Innenleben des Autors spioniert. Gedichte stellen das Intimste dar, das zu Papier gebracht werden kann und damit auch öffentlich sichtbar.

Michael Kreisel hat mit seinem Gedichtband Der Mond im Topf einen solchen (Innen)Blick gestattet. Seine Themen sind breit gestreut. Zwischenmenschliches bildet den größten Teil dieser Anthologie. Doch ebenso zeigt der Autor einen scharfen Blick für aktuelle Probleme und Missstände.

Der Tonfall ist emotional angelegt, ohne in die Beliebigkeit der Geschmacklosigkeit abzugleiten. Gekonnt ist das Spiel mit der Sprache, die dem Leser aber trotzdem Raum für eigene Reflexionen lässt. Sprachakrobatik und Worthülsen sind nicht die Sache des Autors. Die Klarheit des Ausdrucks und die ungekünstelte Transparenz der Emotionen sind untypisch für die zeitgenössische Lyrik. Aus diesem Grund haben die Gedichte von Michael Kreisel eine bodenständige Ehrlichkeit, die auf den Leser erfrischend wirkt, ohne ihn ratlos zurückzulassen. Dass der Autor es auch "modern" kann, zeigt das Gedicht Für Tiefenmetaphysiker - eine Persiflage auf "gern gewollt, aber nicht gekonnt".

Für einen Autor ist es ein Wagnis einen Band mit Gedichten zu veröffentlichen. Lyrik spielt im deutschen Verlagswesen leider eine mehr als untergeordnete Rolle. Zu gering scheint die Akzeptanz beim Publikum, zu niedrig die Rendite der Verlage. Das ist schade. Michael Kreisel hat dies mit seinem Lyrikband gezeigt.




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