Buchkritik -- Dennis Lehane -- The Drop

Umschlagfoto, Dennis Lehane, The Drop, InKulturA Das kriminelle Milieu, das gern und oft mit dem Synonym Mafia bezeichnet wird, ist, entgegen mancher Romantisierungsversuche, eine trostlose, gewalttätige und zynische Subkultur, der es allerdings gelungen ist, ihren Einfluss bis in die Spitzen der Gesellschaft auszuweiten.

Mafiageschichten sind ein ergiebiges Reservoir für Kriminalschriftsteller und Drehbuchautoren. Einer der besten in diesem Metier ist der Ire und jetzt in den USA lebende Dennis Lehane, dessen Bücher "Mystic River" und "Shutter Island" die Vorlagen für erfolgreiche Verfilmungen waren.

In seinem neuen Roman "The Drop - Bargeld" erzählt er die Geschichte von Bob, der seit 20 Jahren in der Bar seines Cousins Marvin arbeitet, die in Wirklichkeit längst der Tschetschenen-Mafia gehört. Bob ist ein Mann, der trotz seiner Arbeit in einem zweifelhaften bis kriminellen Umfeld versucht, seine Integrität zu waren. Die wird eines Tages auf eine harte Probe gestellt, als er in einer Mülltonne einen fast zu Tode geprügelten Hund findet und tief in ihm sein Verantwortungsgefühl für diese geschundene Kreatur geweckt wird.

Es ist, wie in fast jedem Roman dieses Autors, der Kampf des Individuums gegen die Willkür des Schicksals, das, wie zufällig, über Glück oder Unglück, Leben oder Tod und Armut oder Reichtum entscheidet. So findet sich Bob auf einmal mitten in einem Strudel aus Gewalt, viel Geld und den Schatten der Vergangenheit gefangen, der sein Gefühl für Loyalität und sein eigentlich gutes Wesen auf eine harte Probe stellt.

Lehane versteht es auch in diesem Roman wieder meisterhaft, das kriminelle Milieu realistisch zu schildern und seine Charaktere sind gestochen scharf herausgearbeitet. Es ist, allen Mythen zum Trotz, eine trostlose Welt, in der die Personen gefangen sind. Sie sind gezwungen, sich in einer scharf strukturierten Hierarchie einzuordnen, die Fehler und abweichendes Verhalten nicht selten mit dem Tod bestraft.

Bob ist ein unauffälliger Wanderer in dieser Welt aus Gewalt und Korruption, dem es seit vielen Jahren gelungen ist, unauffällig zu agieren und der sein Leben mit dem ihn umgebenden Milieu arrangiert hat. Doch mit seiner Rettung des schwer verletzten Welpen ist es damit vorbei und er muss erkennen, dass er eine Position beziehen muss, um nicht durch die kriminellen Machenschaften der ihm nahestehenden Personen Schaden zu nehmen.

"The Drop - Bargeld" ist ein gut erzählten Roman, der es unmöglich macht, scharf zu trennen zwischen Gut und Böse. Alle Personen sind ambivalent und kämpfen auf ihre je eigene Weise um die Teilhabe am Leben, wobei die moralischen Grenzen und ethischen Werte sich in einem permanenten Fluss befinden. Es ist ein deprimierendes Leben, das die Personen führen. Und genau das wird wieder einmal von Dennis Lehane so genial erzählt.




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Veröffentlicht am 14. Dezember 2014