Buchkritik -- Thilo Sarrazin -- Der neue Tugendterror

Umschlagfoto, Thilo Sarrazin, Der neue Tugendterror, InKulturA Theoretisch ist die Bundesrepublik ein Land, in dem Redefreiheit herrscht. In der Realität wird diese jedoch durch zahlreiche ungeschriebene Gesetze eingeschränkt. Wer vom erlaubten und durch Medien und Politik festgelegten Konsens abweicht, der muss mit Sanktionen rechnen.

Viele dieser inzwischen sogar von einem Großteil der Bevölkerung verinnerlichten "amtlichen" Sprachregeln betreffen das Verhältnis zwischen hier lebenden Migranten und Autochthonen, das in den meisten Fällen von Spannungen gekennzeichnet ist, die, aus Gründen einer verschwurbelten politischen Korrektheit, nicht öffentlich benannt werden dürfen, da, und hier wird aus dieser verquasten gutmenschlichen Attitüde eine verlogene und heuchlerische Ideologie, "wir" niemals unsere Vergangenheit vergessen dürfen und aus diesem Grund alle negativen Begleitumstände ungesteuerter Einwanderung in unser Land stillschweigend ertragen müssen.

Einer, der sich äußerst kritisch mit dieser Problematik beschäftigt hat, ist Thilo Sarrazin, der jetzt in seinem neuen Buch "Der neue Tugendterror: Über die Grenzen der Meinungsfreiheit in Deutschland" über die mit schöner Regelmäßigkeit ablaufenden Mechanismen nach der Veröffentlichung seiner Bücher berichtet.

In Deutschland, gibt es, so Sarrazin, durchaus ein Denk- und Redeverbot, wenn es um das Thema Ausländer, Migration und den Intelligenzpool bestimmter Bevölkerungsgruppen geht. Nach dem Motto "Es kann nicht sein, was nicht sein darf" werden Themen wie Ausländerkriminalität und die zahlreichen Beispiele von Nichtintegration nicht zur öffentlichen Diskussion zugelassen und über die daraus resultierenden Probleme ein Mäntelchen des Schweigens gelegt und derjenige, der es lüften will und dies mit Fakten und Zahlen belegen kann, als fremdenfeindlich oder gar rechtsextrem gebrandmarkt. In unserer Gesellschaft erhält dieses Verdikt den Charakter eines Berufsverbots, und so wird über die real existierenden Probleme zwar hinter vorgehaltener Hand gesprochen und diese sogar eingeräumt, wenn es jedoch um die veröffentlichte Meinung geht, herrscht lautes Schweigen.

Wer wie Thilo Sarrazin, und mit ihm auch andere Autoren, sich kritisch mit dieser von den Wächtern der öffentlich erlaubten Meinung auseinandersetzt und so vermessen ist, eigene Gedanken zu entwickeln, der gerät schnell ins Kreuzfeuer diverser gesellschaftlicher Gruppen, die von der Politik des Wegschauens und des Ausblendens bestimmter Probleme profitieren. So waren dann auch Migrationsbeauftragte, Sozialarbeiter, Künstler und politische Minderleister in der vordersten Front dabei, als es darum ging, die Thesen Sarrazins lautstark zu bekämpfen.

Überhaupt ist es das herausstechende Merkmal der Verlogenheit bestimmter Gruppen, dass es noch nicht einmal eine sachliche Diskussion über strittige Themen geben darf, sondern die von der Situation Profitierenden wähnen sich im Besitz der Deutungshoheit und betrachten Kritik daran als Majestätsbeleidigung, die sofort Pawlow`sche Reflexe der öffentlichen Verurteilung auslöst.

"Der neue Tugendterror: Über die Grenzen der Meinungsfreiheit in Deutschland" ist ein Buch, das wieder einmal die gesellschaftliche und politische Situation Deutschlands in den Mittelpunkt der Betrachtung rückt, das jedoch nicht viel Neues zum Thema politische Korrektheit und Gesinnungszwang zu sagen hat.

Neben Thilo Sarrazin haben sich auch andere Autoren zu diesem Thema geäußert, doch die öffentliche Wirkung war und ist erschreckend gering und es ist zu befürchten, dass die seit Jahren stattfindende Gehirnwäsche der Bevölkerung durch Politik und Medien leider erfolgreich war.

Auch wenn der Autor es wieder einmal versteht mit pointierter Sprache auf Fehlentwickluneg hinzuweisen, bleibt doch nach der Lektüre des Buches beim Leser ein großes Fragezeichen hinsichtlich der Möglichkeit zur Veränderung der öffentlichen Wahrnehmung zurück. Der Moloch politische Korrektheit hat inzwischen eine Größenordnung erreicht, die es äußerst schwer macht, dagegen anzukämpfen, und, zumindest die letzten Bundestagswahlen haben das gezeigt, die Mehrheit der Bevölkerung hat sich anscheinend mit dem Dasein als politisch korrektes Hausschwein abgefunden.

Dagegen können auch Autoren wie Thilo Sarrazin und andere wohl nichts ändern.




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Veröffentlicht am 29. März 2014