Buchkritik -- Volker Pfaffen -- Upload

Umschlagfoto, Buchkritik, Volker Pfaffen, Upload, InKulturA Berlin ist im Jahr 2038 endgültig vor die Hunde gegangen. Die Infrastruktur zerfällt nach und nach. Der öffentliche Nahverkehr gleicht einer Lotterie, die Armen sind ärmer geworden und die Reichen schotten sich noch mehr ab. Arbeits- und Ausbildungsplätze sind Mangelware und die Auswahlverfahren für letztere überwiegend Bühnen zur Demütigung der sich bewerbenden Jugendlichen, die zudem inzwischen unpolitisch-apathisch geworden sind.

Mitten drin der desillusionierte Polizist Stefan Haiser, der zu seinem Leidwesen einen Mord im Kiez von Neukölln an der Backe hat. Vom gesellschaftlichen und sozialen Verfall ist natürlich auch der Polizeiapparat betroffen und nur mit Mühe kann Haiser im Milieu seine Ermittlungen führen. Er ist zwar ein Einzelkämpfer, jedoch alles andere als ein harten Typ und definiert seine Arbeitsmoral eher sehr großzügig. Es ist eine zweigeteilte Welt, in der Volker Pfaffen seinen Antihelden agieren lässt. Längst hat die Digitalisierung den Menschen überflüssig gemacht und ein internationaler Konzern ist dabei, die Paradiesversprechen der Religionen Realität werden zu lassen. Fast wider Willen nimmt sich der Ermittler des Falles an und kommt dabei mächtigen Interessengruppen in die Quere, die bald auch sein Leben bedrohen.

"Upload" ist ein Pageturner der anderen Art. Mitten im Chaos des alltäglichen Wahnsinns steht Stefan Haiser, dem es eigentlich nur darum geht, mit seinen bescheidenen finanziellen Mitteln den nächsten Tag gut zu überstehen. Die Beziehung zu seiner Frau ist längst zerrüttet, denn sie zieht sich nach einem Unfall, der ihre Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt hat, immer mehr in eine virtuelle Welt zurück und verbringt den größten Teil ihre Tage in einer digital geschaffenen Traumwelt.

Es ist eine verstörende Welt, die Pfaffen beschreibt. Der glitzernden aber sterilen Welt globaler Konzerne steht der eintönige Alltag der Menschen gegenüber. Die Versprechen der digitalen Verführung sind eingetroffen, leider mit unerwünschten Nebenwirkungen für die reale Welt. Kein Wunder, dass sich immer mehr Menschen dem Geschäftsmodell eines Konzerns anschließen wollen, der mit seinem Produkt bislang erfolgreich den Weltmarkt beherrscht.

Doch hinter dem scheinbaren geschäftlichem Erfolg steckt ein Geheimnis, dessen Aufklärung mit allen Mitteln verhindert werden soll. Mittendrin in den Intrigen steckt Haiser, der erkennen muss, dass die wirkliche Macht ganz woanders zu suchen ist als bislang angenommen. Absolute Leseempfehlung!




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Veröffentlicht am 6. Januar 2018