Buchkritik -- David Lagercrantz -- Verfolgung

Umschlagfoto, Buchkritik, David Lagercrantz, Verfolgung, InKulturA Warum, um Himmels Willen, lässt man die verstorbenen Autoren hervorragender Thriller nicht im Himmel der Unvergessenen ruhen, sondern ist bemüht, deren Werk(e) fortzusetzen, als würden sie immer noch unter uns weilen?

Was bei den zahlreichen Fortsetzungen unter dem Namen des 2001 verstorbenen Robert Ludlum bereits gescheitert ist, setzt sich jetzt im Fall des 2004 von uns gegangenen Stieg Larsson fort. David Lagercrantz hat den 5. Band der Millenium-Reihe herausgebracht und dabei einmal mehr bewiesen, dass es besser gewesen wäre, es bei der Originaltrilogie aus der Feder Larssons zu belassen.

Ist die Familie des Verstorbenen und der Verlag dermaßen geldgeil, Verzeihung, gewinnorientiert, dass sie bereit sind, den drei hervorragenden, spannenden, intelligenten und atmosphärisch dichten Romanen seichte, uninspirierte und arg zusammengeschusterte Bände folgen zu lassen?

Da tauchen auf einmal weitere Details aus Salanders Kindheit auf, die, wie durch Zauberhand, wieder mit einem dubiosen Projekt in der Vergangenheit zusammenhängen, das ebenfalls Auswirkungen in der Gegenwart hat. Da verbüßt Lisbeth eine Haftstrafe, der Leser des letzten bzw. ersten Bandes der Fortsetzung erinnert sich, und gerät prompt in eine gewalttätige Auseinandersetzung mit einer weiblichen Knastgröße, die Kontakte zu einer kriminellen Rockerbande und, vollkommen unglaubwürdig, islamischen Fundamentalisten hat.

Eigentlich wollte Salander während ihrer Haft Quanten- und Relativitätstheorie vereinen, doch wieder einmal muss sie sich durch die Widrigkeiten des (Knast)alltags prügeln. Sie schlägt dazu mal kurz einen Aufseher nieder, natürlich unbemerkt von den Insassen und wandelt mit dem wieder zu Kräften Gekommenen schnurstracks in dessen Büro, manipuliert die Aufnahmen der Gefängniskameras und recherchiert munter im Internet.

Ein eigentlich spannender Plot, Zwillingsforschung, wird von David Lagercrantz durch weitere, erst zum Schluss mühsam verknüpfte Handlungsstränge förmlich zu Tode geritten und der Leser ist mehr als einmal versucht, diesen Roman an die Wand zu klatschen.

Man könnte sich weiteren haarsträubenden und unlogischen Details widmen, man kann aber auch gleich das Fazit über diesen fünften und wahrscheinlich nicht letzten Band ziehen: Leserbeleidigung!




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Veröffentlicht am 31. Oktober 2017