Buchkritik -- Christoph Rueger -- Wie im Himmel so auf Erden

Umschlagfoto  -- Christoph Rueger  --  Wie im Himmel so auf Erden Die Literatur zum Leben und Werk von Johann Sebastian Bach ist nahezu endlos und unüberschaubar. Trotzdem wagte es Christoph Rueger im Jahr 1985 ein weiteres Buch auf den Markt zu bringen und dieses im Jahr 1993 zum zweiten mal herauszugeben. Es ist nicht nur eine Biographie, sondern auch ein Beispiel dafür, wie ein Leben gelebt werden kann. Rueger sagt im Vorwort seiner Neuausgabe, das gerade Bach ein Vorbild dafür sein kann, das Gemeinsinn vor Selbstverwirklichung gehen muß. Damit stellt er sich bewußt gegen die moderne Auffassung vom Vorrang des Individuums.

Prägnant schildert er das Leben von Johann Sebastian Bach. Kein einfacher Mensch, doch immer auf der Höhe seiner Zeit. Ständig bereit zu lernen und sich selber und seine Musik weiter zu entwickeln. Ungeduldig mit inkompetenten Mitarbeitern und Vorgesetzten (auch wenn sie dem Adelsstand angehörten, was meist der Fall war), so geduldig war er mit seinen Schülern, wenn sie Begabung und Fleiß zeigten. In unserer Zeit würde solch ein Mensch wahrscheinlich auf dem Sozialamt landen.

Für Bach gab es keinen Unterschied zwischen Musik und Leben. Das eine stand für das andere und das eine konnte ohne das andere nicht sein. Er verwob Leben und Musik wie vor ihm kein und nach ihm nur wenige Menschen. So stark wie sein Glaube an den Sinn des menschlichen Lebens, so stark war seine Überzeugung davon, das der Mensch alles tun müsse, um sich dieses göttlichen Geschenks würdig zu erweisen. Bach tat dies mit Hilfe seiner Musik.

So wie im Leben alles miteinander in Verbindung stand, so komponierte, bzw. konstruierte Bach seine Werke. Ein oder mehrere Themen werden auf verschiedene Weisen umgewandelt, spielen ihren eigenen Part, um zum Schluß wieder vereint zu werden. Rueger schildert Bach als einen tatkräftigen, immer lernbereiten und niemals aufgebenden Menschen. Trotzdem der Autor ein erwiesener Bach-Fan ist, verliert er doch sein Objekt niemals aus den Augen und schildert auch die Schwächen der Person.

Im Spätwerk von seiner Zeit nicht verstanden, wurde sein Vermächtnis erst Jahre nach seinem Tod richtig bewertet. Erst als es die Menschen gab, die verstanden, sein Werk richtig zu hören, setzte sein Siegeszug ein. Bach selber, von dem Ludwig van Beethoven sagte, das er eigentlich nicht Bach, sondern Meer heißen sollte, hat das nicht gestört. In fester Überzeugung davon, das Richtige zu tun, lebte er sein Leben im Geist seiner Musik.

Ein wunderbares Buch.

Siehe auch: Christoph Rueger -- Franz Liszt




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