Buchkritik -- Patrick Bahners -- Die Panikmacher: Die deutsche Angst vor dem Islam

Umschlagfoto  -- Patrick Bahners  --  Die Panikmacher Was ist los mit Patrick Bahners? Diese Frage, anlehnend an den ersten Satz in dessen Buch Die Panikmacher: Die deutsche Angst vor dem Islam stellt sich der Leser des Öfteren bei der Lektüre dieser, so der Untertitel, Streitschrift aus der Feder des Feuilleton-Chefs der "FAZ".

So kommen die 320 Seiten dieses Buches, die eher an stalinistische Propadandareden erinnern, denn als ein konstruktiver Beitrag zur aktuellen Islamdebatte, als Hetzschrift daher. Patrick Bahners will mit seinem Pamphlet Kritiker mundtot machen, indem er ihnen Islamfeindlichkeit vorwirft. Autoren wie Henryk M. Broder, Alice Schwarzer, Ralph Giordano, Ayaan Hirsli Ali, Necla Kelek, Thilo Sarrazin, Helmut Schmidt, Heinz Buschkowsky und anderen beschuldigt er rechtes Gedankengut salonfähig zu machen.

Weil er sich bereits im Besitz der allein gültigen Wahrheit zu wähnen glaubt, wird dann auch folgerichtig darauf verzichtet, auf die Probleme, die seine erklärten Lieblingsfeinde zu Recht ansprechen, näher einzugehen. Der Leser gewinnt schnell den Eindruck, dass bei Bahners ein besonders schwerer Fall von Realitätsverlust vorliegen muss, denn er weigert sich konsequent bestimmte Fakten - Osama Bin Laden und dessen Selbstmordattentäter, Hassprediger, die überproportionale Kriminalitätsrate der muslimischen Jugendlichen, die überdurchschnittlichen Transferleistungen dieser Migrantengruppe, die Bildungsferne und die Stellung der Frau, die dem in Deutschland geltendem Recht von der Gleichheit der Geschlechter Hohn spricht - überhaupt zur Kenntnis zu nehmen.

Wem es gelingt, sich mit viel Geduld und zähneknirschend durch dieses Buch zu kämpfen, der wird Zeuge von so manchen Standpunkten des Autors, welche der säkularen Entwicklung der Deutschen Geschichte vollkommen entgegen stehen. So ist z. B. sein islamisches Frauenbild geprägt von einer dermaßen großen Unkenntnis islamischer, mit dem Grundgesetz nicht zu vereinbarender Traditionen, dass er sich nicht scheut, aus dem Unterdrückungsmodell "Kopftuch" ein "Das gehört sich so" zu machen. Auf Seite 105 zeigt er sein eigentliches Verständnis von der Rolle der Frau:

"Mit wem hat man es zu tun, wenn man einer verschleierten Frau begegnet? Sorgfalt hat sie auf ihre Kleidung verwendet, ihr ist nicht gleichgültig, wie sie sich zeigt. Sie schützt sich vor zudringlichen Augen und will ihrerseits nicht aufdringlich sein. Mit einem Blick ordnen wie ihre Erscheinung einem elementaren moralischen Gefühl zu, für das der Begriff der Scham steht. Diese Regung ist nicht gesellschaftsfeindlich."

Man könnte das Buch ärgerlich beiseitelegen und sich über die damit vergeudete Zeit aufregen, wenn, ja wenn die darin benutze Diktion inzwischen nicht sogar in Politik und Medien Einzug gehalten hätte. Aus der berechtigten Kritik am Auftritt und den Auswüchsen des Islam in Deutschland wird eine Fremdenfeindlichkeit konstruiert, die es so nicht gibt.

Selbst ernannte Wächter der Wahrheit - Patrick Bahners ist einer von ihnen - sind davon überzeugt, die Gesellschaft nach ihrem Bild verändern zu müssen. Kritiker sind dabei nur hinderlich und müssen - mithilfe solcher Pamphlete - zum Schweigen gebracht werden. Dass auch oder gerade ein Feuilleton-Chef von der gesellschaftlichen Realität keine Ahnung hat, weil er anscheinend ausschließlich im eigenen Blätterwald lebt und sich strikt weigert seine Umgebung kennenzulernen, wirft ein bezeichnendes Bild auf den Zustand unserer Gesellschaft.

Unsere Freiheit ist ein hohes Gut, um das lange und zum Teil blutig gekämpft wurde. Ignoranten wie Bahners, die zwar durch kein Wissen um gesellschaftliche Mechanismen vorbelastet sind, deren Überheblichkeit jedoch weit jenseits des Erträglichen liegt, sind die eigentliche Gefahr für unsere Freiheit.

Obwohl es ein schlechtes Buch ist, das zudem ohne Fakten und Recherchen ausschließlich die realitätsferne Befindlichkeit des Autors darbietet, ist es nützlich, davon Kenntnis zu nehmen. Nur so - in diesem Fall besonders qualvoll - kann man sich Kenntnisse über linke Kreise verschaffen, die sich seit Langem für die "besseren" Deutschen halten. Insofern ist dieses Pamphlet mehr eine Innenschau des tonangebenden linken Mainstreams, als ein wirklich konstruktiver Beitrag zur Islamdebatte in Deutschland.




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