Dirk Bernemann -- Wie schön alles begann und wie traurig alles endet

Umschlagfoto, Dirk Bernemann, InKulturA Mit Dosenravioli und Spezi den bevorstehenden Krieg überleben. Das ist die Motivation des tragischen Helden in Dirk Bernemanns Roman "Wie schön alles begann und wie traurig alles endet". Ein Mann, nicht mehr ganz jung, zieht eine vorläufige Bilanz seines Lebens. Die Jugendjahre in der Provinz verbracht, die mit ungeschriebenen, nichtsdestoweniger für heranwachsende Außenseiter brutalen Spielregeln die dörfliche Hierarchie festlegen, später umgezogen, besser gesagt, geflohen in die Anonymität der Großstadt, ist Leben etwas geworden, was anscheinend immer unter falscher Flagge läuft.

Und doch, der Mann weiß genau um die gesellschaftlichen Verwerfungen, derer er sich verzweifelt versucht zu entziehen. Er hat einen unbestechlichen Blick für die bürgerlichen Mechanismen, die, getarnt als Pseudoaufgeklärtheit, in Wahrheit das Abfinden mit dem Bestehenden ist. Ob in der Szene-Disco oder bei der Kneipentour, der Protagonist erkennt den falschen Klang des hippen, nimmermüden, aber immer oberflächlich-unverfänglich bleibenden Flaneurs, bleibt jedoch selber eigentümlich unbeweglich in Reservestellung.

Dieses Verharren im nur beobachtenden Modus erfährt eine beeindruckende Wendung, als er eine Frau kennenlernt, die, so glaubt er zu wissen, im seinem Rhythmus tickt. Aber, nach einer Phase gegenseitiger Hochstimmung, beginnt bald die Verhaltensmechanik der Schopenhauerschen Stachelschweine und das, was schön begann, endet traurig.

Dirk Bernemann versteht es ausgezeichnet, die Tragik modern-belanglosen Lebens zu sezieren. Zwar weiß sein Protagonist um die Möglichkeit eines anderen, besseren, und intensiveren Lebens, doch auch ihm gelingt es nicht, sich aus seiner ausschließlich betrachtenden Position zu lösen.

Der Krieg wird kommen, das ist mal klar. Doch ob der tragische Held ihn überleben wird, ist die Frage.




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Veröffentlicht am 2. Mai 2015