Kurzbiographie Ralph Waldo Emerson:
Emerson, Ralph Waldo (1803-1882), amerikanischer Essayist, Dichter und Philosoph, geboren in Boston, gestorben in Concord (Massachusetts). Als bedeutendster Vertreter der Transzendentalphilosophie in Amerika übte Emerson mit seinen Arbeiten großen Einfluss auf die amerikanische Kultur und Literatur aus.

Emerson wurde am 25. Mai 1803 in Boston geboren. Sieben seiner Vorfahren waren Geistliche; sein Vater, William Emerson, war Pfarrer der unitarischen First Church in Boston. Mit 18 Jahren schloss Emerson sein Studium an der Universität Harvard ab und unterrichtete in den folgenden drei Jahren in Boston. 1825 schrieb er sich an der Harvard Divinity School ein und erhielt 1826 die Zulassung als Prediger. 1829 wurde er Pfarrer in der unitarischen Second Church in Boston. 1832 legte Emerson aus Gewissensgründen sein geistliches Amt nieder, nachdem er erklärt hatte, dass er das heilige Abendmahl nicht länger als festes Sakrament betrachten und es deshalb nicht mehr zelebrieren könne. Kurz darauf fuhr er nach Europa. Er blieb einige Zeit in England, wo er mit literarischen Persönlichkeiten wie Walter Savage Landor, Samuel Taylor Coleridge, Thomas Carlyle und William Wordsworth zusammentraf. Mit Carlyle verband ihn eine lebenslange Freundschaft.

Nach seiner Rückkehr 1833 ließ sich Emerson in Concord nieder und wurde Dozent in Boston. Die Grundlage für seine Vorträge über Philosophie wie z. B. The Philosophy of History, Human Culture, Human Life und The Present Age bildeten Artikel seiner Journals (Tagebücher, posthum veröffentlicht, 1909-1914), eine Sammlung von Beobachtungen und Notizen, die er bereits als Student in Harvard aufgezeichnet hatte. Sein ausführlichstes Glaubensbekenntnis ist in seinem programmatischen Essay Nature (1836; Die Natur) enthalten. Das zunächst anonym erschienene Werk fand anfangs kaum Beachtung, gilt heute jedoch als Emersons fundamentalstes und bedeutendstes Werk, das den Kern seiner Transzendentalphilosophie beschreibt. Diese idealistische Lehre stand im Gegensatz zu der weit verbreiteten materialistischen und calvinistischen Lebensanschauung und war gleichzeitig ein Aufruf zur Freiheit des Menschen von künstlichen Zwängen.

In seiner Rede The American Scholar, die er 1837 vor der Phi Beta Kappa Society of Harvard hielt, übertrug er diese Gedanken auf kulturelle und intellektuelle Probleme. Ein zweiter Vortrag, der allgemein als Address at Divinity College bekannt ist und den er 1838 vor der Abschlussklasse des Cambridge Divinity College hielt, führte zu einer heftigen Kontroverse, da er die traditionelle Theologie angriff und für Selbstbewusstsein und geistige Intuition eintrat.

Der erste Band seiner Essays (1841) enthielt einige seiner berühmtesten Abhandlungen zur Geschichte, Philosophie und Kunst (u. a. History, Self-Reliance, Compensation, Spiritual Laws, Love, Friendship, Prudence, Heroism, The Over-Soul, Circles, Intellect und Art); die bekanntesten Essays des zweiten Bandes (1844) sind The Poet, Manners und Character. In den Jahren zwischen der Veröffentlichung dieser beiden Bände schrieb Emerson für The Dial, die 1840 in New England gegründete transzendentalphilosophische Zeitschrift, deren Herausgeberin die Kritikerin Margaret Fuller war. Als Fullers Nachfolgerin fungierte Emerson von 1842 bis 1844 als Herausgeber des Blattes. Poems, Emersons erster Gedichtband, erschien 1847. 1847 ging Emerson erneut ins Ausland. Er lehrte in England und traf dort auch wieder mit Carlyle zusammen. Mehrere Vorträge Emersons wurden später in dem Band Representative Men (1850; Repräsentanten der Menschheit) veröffentlicht, ein Werk, das stark an Carlyles Heroes and Hero-Worship (1840; Über Helden, Heldenverehrung und das Heldentümliche in der Geschichte) erinnert. Der Band enthält Aufsätze u. a. über Platon, Shakespeare und Goethe. Die Frucht der Auslandsreise Emersons war ein hervorragendes Reisebuch, English Traits (1856; Englische Charakterzüge).

Von Emersons wachsendem Interesse an nationalen Themen zeugen seine Journals. Nach seiner Rückkehr nach Amerika wurde er zum Verfechter des Abolitionismus und hielt viele Reden gegen die Sklaverei. The Conduct of Life (1860; Die Führung des Lebens) war das erste seiner Bücher, das innerhalb kurzer Zeit sehr bekannt wurde. Unter dem Titel May Day and Other Pieces (1867) folgte eine Sammlung von Gedichten, die zuvor in den Magazinen The Dial und Atlantic Monthly veröffentlicht worden waren. Obwohl er während der letzten zehn Jahre seines Lebens nur noch wenig schrieb, vergrößerte sich sein Ruf als Schriftsteller zusehends. In Society and Solitude (1870; Gesellschaft und Einsamkeit) verarbeitete er Stoff von seinen Vortragsreisen im Westen, und mit Parnassus (1874) legte er eine Sammlung seiner Lieblingsgedichte vor. Zu Emersons weiteren Werken gehören Letters and Social Aims (1876) und Natural History of Intellect (posthum 1893). Er starb am 27. April 1882 in Concord.

"Emerson, Ralph Waldo." Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2001.

Gedichte:

Tage

Selbstvertrauen

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