Buchkritik -- Günter Ederer -- Träum weiter, Deutschland!

Umschlagfoto  -- Fassungslosigkeit und Wut. Das sind die beiden Reaktionen nach der Lektüre des Buches Träum weiter, Deutschland! von Günter Ederer. Der Leser fragt sich, ob die darin beschriebenen Zustände wirklich der aktuellen Lage unseres Landes entsprechen. Wenn ja und daran besteht nicht der geringste Zweifel, dann hat sich der Bürger dieses Landes, dann haben wir uns alle freiwillig dem Staat als Zerstörer individueller Freiheit und finanziell nimmersatten Moloch ausgeliefert.

Die Staatsverschuldung ist bereits in dermaßen schwindelerregende Höhen gestiegen, dass kein Mensch ernsthaft glaubt, dass sie jemals getilgt werden können. Ein zunehmend unfinanzierbares Sozialsystem, das trotz steigender Zuwendungen ineffizient daherkommt. Ein Gesundheitssystem, das jedes Jahr defizitärer wird und ohne regelmäßige Beitragserhöhungen und Zuzahlungen längst pleite wäre. Ein Bildungssystem, dessen katastrophales Scheitern euphemistisch mit hektischen Reformen verschleiert wird. Eine Steuergesetzgebung, die vorwiegend Klientelpolitik betreibt. Eine seit vielen Jahren bekannte demografische Entwicklung, die dazu führen wird, dass die Deutschen in kurzer Zeit eine Minderheit in ihrem eigenen Land sein werden. Eine politisch gewollte falsche Einwanderungspolitik, die sich nicht den realen Bedürfnissen unseres Arbeits- und Gesellschaftssystems orientiert, sondern ausschließlich ideologisch motiviert ist.

Die Liste der Fehlentwicklungen, die Günter Ederer in seinem Buch vorlegt, ist sehr lang. Wie konnte es dazu kommen, dass sich der Bürger sukzessive seiner Freiheiten hat berauben lassen? Schließlich ist er es, der diese falsche Politik mit seinen Steuern finanziert. Historisch verortet der Autor den Beginn dieser fatalen Entwicklung bereits in der Sozialgesetzgebung unter der Kanzlerschaft Otto von Bismarcks. Gedacht als politischer Schachzug, um den zunehmenden Einfluss der Sozialisten zu unterminieren, hat sich seitdem der Staat als Wohltäter und Fürsorger seiner Bevölkerung ausgegeben.

Der bereits 1938 von Ernst Forstmann, ein, wie Ederer schreibt, "überzeugter Volksgenosse", geprägte Begriff "Daseinsfürsorge" ist seitdem das Leitmotiv des Staates. Dieser ist bestrebt, seinen Bürgern eine "Rundumwohlfühlpackung" zu verabreichen. Was auf den ersten Blick verlockend erscheint, erweist sich bei näherer Betrachtung als Falle, in welche die Bürger nur allzu gern tappen. Der Staat als Versorgungsmaschine zwingt die Bürger dazu, ihre Freiheit an ihn abzutreten. Die Krake "Daseinsfürsorge" hält die Bürger gefangen in Unmündigkeit und in Abhängigkeit.

Dieser Zustand der gesellschaftlichen und politischen Realitätsverweigerung, in dem sich anscheinend viele Bürger befinden, sorgt dafür, dass die Propagandisten des Staates in den Medien die Ursachen der drohenden Staatspleite verschleiern können. Nicht der Kapitalismus trägt die Schuld an der aktuellen Banken- und Finanzkrise, sondern der Staat, in dessen Interesse es ist, aufgrund seiner überbordenden Subventionsprogramme immer schneller mit frisch gedrucktem Geld versorgt zu werden.

Der Bürger zahlt die Zeche für das Außerkraftsetzen marktwirtschaftlicher Voraussetzungen. Ein Beispiel ist der gesetzliche verordnete Abnahmezwang bei privaten Betreibern von Windmühlen und Photovoltaikanlagen, der fünf- bis sechsmal über dem aktuellen Preis an der Strombörse liegt. Da der Gesetzgeber diese Vergütung zwanzig Jahre lang garantiert, ist vom marktwirtschaftlichen Credo von Angebot und Nachfrage keine Spur mehr zu erkennen.

In dem der Staat sich anmaßt, in Dinge einzugreifen, die eigentlich in die Hände der Verbraucher und ihrer Vertragspartner liegen sollten, erhält er gleichzeitig Macht über die Bürger, die er nur sehr ungern wieder aus seinen Händen gibt. Das Schlimme daran ist und Günter Ederer wird nicht müde das zu betonen, dass sich der Bürger nur allzu gern unter den Schutz eines sich wohlwollend gebenden Staates flüchtet, dann aber zutiefst überrascht ist, wenn er aufgrund dessen feststellt, wie wenig Gestaltungsspielraum ihm bleibt, wenn es um die Wahrung seiner Interessen geht.

Was nach der Krise des Jahres 2010 von Politikern und Feuilletonisten gern als Marktversagen definiert wurde, war in Wirklichkeit ein Versagen des Staates. Solange es die öffentlich-rechtliche Definitionshoheit bezüglich der "Pflichten" des Staates gibt, solange werden auch die Hirne der Bürger vernebelt. Man kann ohne Übertreibung feststellen, dass die aktuelle Politik - egal welcher Partei - gar kein Interesse daran hat, diese Begriffsverwirrung zu beenden. Zu tief ist das politische System bereits in die Lebensadern der Gesellschaft eingedrungen, als dass es sich freiwillig daraus lösen würde.

Günter Ederer schlägt Lösungen vor. Weniger Staat und mehr Wettbewerb. Mehr Eigenverantwortung und weniger staatliche Bevormundung. Weniger politisch verordnete Gleichheit und mehr individuelle Freiheit. Der Bürger muss einsehen, dass die von allen Parteien ausgegebene Parole der "Daseinsfürsorge" in die Sackgasse führt. Noch können wir, so der Autor, den drohenden Kollaps abwenden.




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