Buchkritik -- Marc Elsberg -- Blackout

Umschlagfoto  -- Marc Elsberg  --  Blackout Europa an einem kalten Februartag. Plötzlich brechen die Stromnetze zusammen. Ausgehend von Schweden und Italien bricht die Stromversorgung europaweit zusammen. Der italienische Informatiker Piero Manzano kommt bei seiner Suche nach deren Ursachen Terroristen auf die Spur. Niemand will ihm, der vor Jahren selber der Hackerszene angehörte, Glauben schenken. Als er es endlich erreicht, dass ihm der Europol-Kommissar Bollard Gehör schenkt, gerät er selber ins Visier der Kriminellen, denn auch die Kommunikationswege der europäischen Behörden werden von ihnen kontrolliert.

Strom ist nach Wasser und Lebensmitteln ein unverzichtbarer Bestandteil der modernen Welt. Es gibt wohl keinen Betrieb, der auf diese Energie verzichten kann. Was würde geschehen, wenn es einen großflächigen Ausfall der Stromerzeugung geben würde? Marc Elsberg hat dieses Szenario in seinem rasanten und spannenden Roman Blackout - Morgen ist es zu spät benutzt, um die gar nicht so fiktiven Auswirkungen eines terroristischen Angriffs auf die Stromnetze Europas zu beschreiben.

Nachdem in weiten Teilen des Kontinents keine Versorgung mit Strom mehr gewährleistet ist, brechen nacheinander die davon abhängigen Betriebe zusammen. Wasser, Lebensmittel, Heizung, Krankenversorgung und das öffentliche Transportsystem gibt es bald nicht mehr. Je länger sich der Stromausfall hinzieht, desto brüchiger wird der Zusammenhalt in der Gesellschaft. Als die Nahrung knapp wird, bricht auch die öffentliche Ordnung zusammen und jeder versucht für sich und seine Familie Lebensmittel zu besorgen. Der Egoismus des Überlebens ist allemal stärker als alle Konventionen der Zivilisation. Als auch in den USA das Stromnetz zusammenbricht, steht ein weltweiter wirtschaftlicher Kollaps bevor.

Marc Elsberg beschreibt die Auswirkungen dieser Attacke aus verschiedenen, rasant wechselnden Blickwinkeln und Orten. Politische und polizeiliche Lagezentren tauschen filmschnittartig mit Lebensmitteldepots und Krankenhäusern. Diese erzählerische Dramaturgie erreicht ein Maximum an Tempo und behält trotzdem den inhaltlichen Faden im Blick.

Der Autor hat hervorragend recherchiert, denn die im Roman beschriebenen Möglichkeiten der Manipulation durch einen Hackerangriff sind bereits real existent. Zu lässige Sicherheitsmaßnahmen seitens der Betreiber und der Produzenten von Computersoftware zur Steuerung von komplexen Prozessen, wie die der europäischen Stromnetze, erleichtern den Terroristen zusätzlich den Angriff. Dass solch eine Attacke längst im Bereich des Möglichen liegt, zeigte die Cyberattacke auf Litauen im Jahr 2008, als russische Hacker viele litauische Webseiten, darunter Bank- und Behördenseiten, lahmlegten. Auch der Stuxnet-Wurm, der u. a. Rechner in einem iranischen Atomkraftwerk befiel, beweist die reale Gefahr, die von kriminellen Computerspezialisten droht.

Es ist nicht verwunderlich, dass zahlreiche Nationen - darunter die USA, Russland oder China - erklärten, eine Cyberattacke auf ihr Land als Kriegserklärung zu werten. So ist im Roman von Marc Elswert ein Nato-General dazu bereit, einen Vergeltungsschlag gegen China zu führen, obwohl diese Land gar nicht der Ursprung des Angriffs gewesen ist. Einzig einige umgeleitete Serveradressen führten zu dieser Vermutung.

Blackout - Morgen ist es zu spät ist ein überaus intelligenter Roman zum Thema Computersicherheit. Er erzählt mit einem niemals nachlassendem Tempo die fatalen Folgen eines 14 Tage währenden europaweiten Stromausfalls. Was in seinem Buch noch einigermaßen funktioniert, nämlich die schnelle und reibungslose Zusammenarbeit der europäischen Behörden, dürfte bei einer realen Hackerattacke wohl nicht der Fall sein. Ein Buch, das dem Leser einigen Schauer über den Rücken laufen lässt.




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