Buchkritik -- Andreas Eschbach -- Eine Billion Dollar

Umschlagfoto  -- Andreas Eschbach  --  Eine Billion Dollar Was würden Sie mit einer Erbschaft in Höhe von 1 Billion Dollar anfangen? Schon die Höhe der Summe ist schwindelerregend. Wenn Sie das Geld nicht verschenken würden, hätten Sie Zeit Ihres Lebens überhaupt nicht die Möglichkeit es auszugeben.

Ein junger New Yorker Pizzabote gerät in diese Situation. Ein kleiner Betrag, angespart seit 500 Jahren hat sich zu einem ungeheuren Vermögen entwickelt. An diese Erbschaft ist eine Prophezeihung gebunden. Wer das Geld bekommt, muß der Menschheit die verlorene Zukunft zurückgeben.

Was für ein Thema, was für eine Geschichte. Es hätte ein großer Roman werden können, ist es jedoch nicht geworden. Zu tumb, zu verständnislos geht unser Erbe durch das Leben. Orientierungslos und nicht gerade gut mit der Fähigkeit ausgestattet, Zusammenhänge zu erkennen, tapst er durch den Roman. Er wird hin und hergeworfen von Gefühlen und eigenen, kläglichen Versuchen sein Leben und seine Ziele zu definieren. Ihm zur Seite steht ein durchaus wohlmeinender, aber in der Wahl seiner Mittel skrupelloser Manager, der es darauf anlegt, die gesamte Welt unter seine, bzw. unter die Kontrolle eines transnationalen Konzerns zu bekommen, um seine Vorstellungen von einer besseren Welt durchsetzen zu können.

Was interessant beginnt, erweist sich ab der Mitte dieses voluminösen Romans als wirr und undurchsichtig. Der Leser hat oft das Gefühl, das dieser Roman am Schluß seinem Schriftsteller aus der Hand geglitten ist. Zu sehr überstürzen sich die Ereignisse, zu oft tauchen Figuren wieder auf, die der Leser schon längst meinte hinter sich gelassen zu haben.

Es ist nicht einfach die Welt zu retten. Das merkt auch John Fontanelli, unser etwas unterbelichteter Erbe dieses Riesenvermögens. Gefangen zwischen seiner Angst etwas falsch zu machen und dem Bestreben seine Verantwortung in die Hände eines anderen zu legen, bleibt er lange Zeit unfähig dazu zu handeln. Als er sich endlich dazu entschließt ist es zu spät. Sein Tod ist nur folgerichtig, denn der Leser sieht, daß Fontanellis Projekt scheitern muß.

Als was kommt dieser Roman daher? Er ist eine Mischung aus der Biografie eines gescheiterten Menschen und einem Crashkurs in Sachen Betriebs- und Volkswirtschaft. Viele gute Ansätze werden im Lauf der Handlung wieder zerschlagen. Übrig bleibt ein Roman an dessen Ende sich der Leser die Frage stellen wird, ob sich seine Zeit gelohnt hat. Der Roman ist angetreten um nichts weniger als Frage nach der Zukunft der Menschheit zu beantworten. Ein zweifelsohne großes Vorhaben. Doch mittendrin verlor Andreas Eschbach leider den erzählerischen Faden und wohl auch die Geduld. Es ist schade wenn ein Autor seine Geschichte und seine Figuren nicht mehr im Griff hat.

Aber beantworten Sie, lieber Leser, doch einmal die Frage, was Sie mit 1 Billion Dollar machen würden, wenn die Zukunft unseres Planeten davon abhängen würde? Nicht wahr, die Antwort fällt nicht leicht.




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