Buchkritik -- Stefan Scheil -- 1940/41 Die Eskalation des Zweiten Weltkriegs

Umschlagfoto  -- Stefan Scheil  --  1940/41 Die Eskalation des Zweiten Weltkriegs Die Schuldfrage am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ist in der historischen Forschung scheinbar längst geklärt. Hitler und damit Deutschland war der Kriegstreiber, der versuchte, die Welt unter seine Kontrolle zu bringen. Dieses, seit den Nürnberger Prozessen festgeschriebene historische Axiom wird von Stefan Scheil in seinem Buch 1940/41. Die Eskalation des Zweiten Weltkriegs einer kritischen Bewertung unterzogen.

Scheil interpretiert alte Quellen neu und zieht gleichfalls neue Quellen hinzu. Dabei kommt er in seiner breit angelegten Untersuchung zu dem Ergebnis, daß Hitler mitnichten der Alleinverantwortliche an der Eskalation von 1940/41 war. Er widerlegt die These vom Angriffskrieg Deutschlands gegen die Sowjetunion und zeigt dezidiert, daß Hitler seinem ideologischen Gegenspieler Stalin nur um wenige Tage zuvorgekommen ist. Stalin, dessen Rote Armee der Deutschen Wehrmacht in jeder Beziehung überlegen war, plante einen Angriff auf Deutschland, dessen Wucht ihn in wenigen Tagen bis ins Herz Deutschland führen sollte. Stalin, dessen Politik mehr oder weniger offiziell von Churchill und Roosevelt unterstützt wurde, wollte seine Einflußsphäre bis weit nach Westeuropa ausweiten.

Stefan Scheil untersucht ebenfalls die Handlungen des eigentlichen Kriegstreibers - Winston Churchill, dessen erklärtes Ziel es war, Deutschland auf allen Ebenen zu isolieren und der wesentlich dazu beitrug, das die USA in den Krieg eintraten. Dies jedoch langfristig zum Schaden Großbritanniens, wie es sich im weiteren Verlauf der Geschichte zeigen sollte.

Dieses Buch, quellenmäßig außerordentlich gut belegt, zeigt ein anderes Bild von den Hintergründen des deutschen Angriffs auf die UdSSR. Auch zeigt es ganz deutlich, daß es keine deutschen Pläne zur einer Weltherrschaft gegeben hat. Ein wesentliches Ziel der Politik Hitlers war der Frieden mit Großbritannien, der aber aufgrund Churchills Hass auf alles Deutsche nicht zustande kam. Mit gefälschten Meldungen über einen bevorstehenden deutschen Angriff auf die USA schürte Churchill die US-amerikanischen Ängste und legte die Basis für den Kriegseintritt Amerikas.

Das Hauptaugenmerk des Autors liegt jedoch auf den deutsch-sowjetischen Beziehungen der Jahre 1940/41. Sie waren geprägt vom Mißtrauen Stalins gegenüber der Deutschen Politik und dem kaum verborgen gebliebenen massenhaften Aufmarsch der Roten Armee. Als Belege für Stalins Absichten, den Angriff auf Deutschland, bringt Scheil zahlreiche Zitate von hohen sowjetischen Funktionären, die offen von einer Ausweitung des sowjetischen Einflusses in Europa sprachen.

Stefan Scheil legt ein Buch vor, dessen Inhalt den geläufigen Thesen über die deutsche Alleinschuld am Krieg mit der UdSSR widerspricht. Seine Beweise sind nicht zu widerlegen und sie sind bestens dazu geeignet eine historische Neubewertung vorzunehmen.




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