Buchkritik -- John le Carré -- Federball

Umschlagfoto, Buchkritik, John le Carré, Federball, InKulturA Nat verdient seine Brötchen als Geheimagent ihrer Majestät. Im Getriebe des MI6 ein nicht ganz so kleines Rad, doch in dessen Hierarchie auch wieder nicht solch ein großes, als dass ihm nach seiner Rückkehr in die Heimat ein verantwortungsvoller Posten zugewiesen wird. So stellt sich für den altgedienten Schlapphut die Frage nach seiner beruflichen Zukunft. Rosen züchten oder pädagogische Arbeit mit Kindern aus sozial schwachen Familien, wie es ein Kollege von ihm bereits macht.

Da kommt ein neuer Auftrag gerade zur richtigen Zeit. Er soll eine fast vergessene Londoner Spionageabteilung, die sich mit Moskau beschäftigt, reanimieren, denn Putin wird wieder einmal zu einer Gefahr geworden. Der Zeitpunkt erscheint günstig, denn eine dortige Mitarbeiterin hat eine ukrainische Informantin rekrutiert, die die kriminellen Verbindungen ihres weitaus älteren Geliebten, der den Reichen und Schönen, darunter auch Mitglieder der britischen High Society, Steuervermeidungsmöglichkeiten anbietet, aufdecken will. Die Planung dieser Aktion läuft an und gleichzeitig lernt Nat in seinem Badmintonclub Ed kennen, der ihn zu einem Match herausfordert. Aus diesem Spiel entwickelt sich eine kuriose Freundschaft, denn Ed ist im gleichen Gewerbe tätig wie Nat.

Der Leser braucht viel Geduld für diesen Roman, der sich nur langsam entwickelt, denn Spionage hat weniger mit Aktion zu tun, als viel mehr mit Warten, Beobachten und sehr viel Lauferei. Langsam aber sicher wächst der etwas unbeholfen wirkende Ed Nat ans Herz und aus dem Grund vergisst dieser, obwohl langjähriger Geheimdienstmitarbeiter, wohl auch sämtliche Regeln seines Berufes. Er meldet den Kontakt zu Ed nicht seinen Vorgesetzten und bringt sich dadurch in große Schwierigkeiten, denn Ed ist ein gutmütiger und etwas überspannter Möchtegernspion, der von der Gegenseite abgeschöpft werden soll.

Was der Leser schon lange weiß bzw. was ihm von den Medien eingeredet wird, ist auch die Botschaft von John le Carré: Trump ist irre und Putin das Böse schlechthin. Die weltbewegende Information von Ed lautet schlicht und ergreifend, dass Großbritannien nach dem Brexit in enge, sehr enge Gespräche mit den USA eintreten wird. Echt jetzt?

Gepflegte britische Langeweile auf 350 Seiten.




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Veröffentlicht am 11. Januar 2020