Buchkritik -- Isabella Feimer -- Trophäen

Umschlagfoto, Isabella Feimer, Trophäen, InKulturA Die Dämonen der Vergangenheit, die schmerzhaften, sich auf immer ins Gedächtnis gebrannten Erinnerungen der eigenen Geschichte sind eine schwere Bürde, an der menschliche Existenz scheitern kann. Die Familie, gern als Hort der Geborgenheit und Liebe dargestellt, erweist sich in der Realität eher als Schlangengrube denn als sicherer Hafen.

Ein lange zurückliegendes Ereignis verbindet zwei Schwestern auf dramatische Weise. Während die ältere, Natalia, den scheinbar sicheren Weg bürgerlichen Lebens gewählt hat, leidet ihre Schwester an der Vergangenheit. Erst die Begegnung mit einem rätselhaften Mann gibt ihr die Kraft, lange Zurückliegendes zu verarbeiten.

"Trophäen" von Isabella Feimer erzählt eine Geschichte über in der Kindheit zugefügte Verletzungen, die, wie im Fall der jüngeren, niemals heilen wollen. Es ist ein Kaleidoskop der Bösartigkeiten, das sie jahrelang erleiden musste und erst eine Ohnmacht, gleichsam ein Versagen der Körpers angesichts des nicht mehr Ertragbarens, eröffnet ihr die Möglichkeit der Bewältigung.

Langsam und mit Hilfe des Mannes, Tierpräparator und Maler, gelingt es ihr, sich aus den Fängen einer fatalen Mutter-Schwester-Schwester Beziehung zu befreien. Natalie, immer die Lieblingstochter der Mutter, spielte und spielt ihre bevorzugte Position gnadenlos aus. Wohl darum wissend, dass ihre materielle Existenz fragil ist, spielt sie nichtsdestotrotz eine bürgerlich abgesicherte Frau, die, allein erziehend, sich auf eine Hochzeit und damit einhergehend, auf eine reale finanzielle Absicherung, vorbereitet.

Es ist dieser vermeintliche Triumph - ihren zukünftigen Mann lernt der Leser nie kennen - den sie gegenüber ihrer Schwester immer wieder ausspielt, der aber letztendlich dazu führt, dass die jüngere sich aus den Fesseln der Vergangenheit befreien kann.

Mit subtilem Sprachgefühl erzählt Isabella Feimer von der Erlösung einer Frau aus den Abgründen familiärer, hier weiblicher Grausamkeit. Dabei handelt es sich weniger um physische Gewaltanwendung, sondern, tiefer gehend und langfristig destruktiv wirkend, um psychische Misshandlungen. Erst durch einen dramatischen Akt kann Natalies Schwester sich endgültig von ihrer Vergangenheit befreien.




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Veröffentlicht am 27. Dezember 2015