Buchkritik -- Peter Scholl-Latour -- Der Fluch des neuen Jahrtausends

Umschlagfoto  -- Peter Scholl-Latour  --  Der Fluch des neuen Jahrtausends Ein Kennzeichen der modernen Medienwelt ist die Tatsache, daß nicht mehr Information sondern Unterhaltung im Vordergrund steht. Das ist gerade im Fall von politischer Berichterstattung fatal. Waren es schon im Golfkrieg manipulierte Bilder, so waren es im Balkankonflikt und erst recht beim Krieg in Afghanistan wahrhafte Inszenierungen. Die Realität und damit auch die politischen Implikationen blieben und bleiben auf der Strecke.

Peter Scholl-Latour, das Urgestein des Journalismus, hat in seinem neuen Buch Der Fluch des neuen Jahrtausends seine eigene, persönliche Sicht der Dinge beschrieben. Fern von der für den Journalismus erstickenden political correctness schreibt er über drohende oder schon eingetretene kriegerische Auseinandersetzungen. Viele seiner Artikel erweisen sich im nachhinein als wahrhaft prophetisch und weisen ihn als einen profunden Kenner der Materie aus. Abseits von politischen Reden, zweifelhaften UNO-Mandaten und wirtschaftlichen Interessen zeigt er dem Leser die wahren Gründe für so viele Konflikte auf dieser Welt.

Nicht selten, wenn nicht sogar immer stehen hinter ihnen handfeste wirtschaftliche Interessen der Industrienationen, allen voran die der USA. Unter dem Deckmantel der demokratischen Missionierung werden die Interessenfelder der Zukunft abgesteckt. Waren es in den Zeiten des Kalten Krieges noch Stellvertreterkriege zwischen der UdSSR und den USA, so ist es in unseren Tagen mehr und mehr die Sicherung und die Einflußnahme auf die jeweiligen Ressourcen. Das zeigt vor allem der Krieg gegen die Taliban in Afghanistan. Zuerst von den USA im Kampf gegen die UdSSR unterstützt, dann als möglicher politischer Partner gehandelte, wurde das Talibanregime trotz eklatanter Verstöße gegen die von den Vereinigten Staaten sonst so lautstark proklamierten Menschenrechte in Afghanistan etabliert. Der Grund war die Kontrolle über die Förderung der zentralasiatischen Ölvorkommen. Man sieht also: Wenn wirtschaftliche Interessen im Hintergrund stehen, dann ist fast jedes Mittel recht, um sie zu erfüllen. Im Fall von Afghanistan hat es sich allerdings als Bumerang erweisen.

Peter Scholl-Latour berichtet auf diese Weise über so manchen Kriegsschauplatz. Lösungen kann und will auch er nicht anbieten, jedoch zeigt er dem Leser klar die jeweiligen Interessen und Interessenten, die wahrscheinlichen Verlieren und die sicheren Gewinner dieser Konflikte. Der Balkan, Zentralafrika und der nahe und ferne Osten, das sind die aktuellen Krisenherde der Welt. Zusätzliche Gefahr erhalten die Konfliktregionen durch die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen. Pakistan, Indien, Iran und Irak sind im Besitz von atomaren Raketen und niemand weiß, ob Sie nicht irgendwann zum Einsatz kommen.

Scholl-Latour, kein ausgewiesener Freund der aktuellen rot-grünen Bundesregierung, weist zu Recht darauf hin, daß es nicht mehr lange dauern wird, bis sich so manche Konfliktherde in die Bundesrepublik verlagern werden. Als Beispiele führt er die Anhänger der PKK und die Kosovoflüchtlinge an. Durch die weitere Zuwanderung von entwurzelten Migranten erhöht sich auch das Risiko bürgerkriegsähnlicher Konflikte in Deutschland. Diesen gegenüber hätte unsere aktuelle Spaßgesellschaft nichts entgegenzusetzen.

Die Lektüre diese Buches macht entgegen so manchem Politikergeschwätz keinen großen Mut auf die Zukunft. Die Möglichkeit der Einflußnahme jedes Einzelnen scheint zu gering zu sein, um irgendetwas zum positiven zu bewegen. Auch Scholl-Latour scheint die Hoffnung aufgegeben zu haben, das sich noch einmal die Vernunft auf unserem Planten durchsetzen würde. Über 40 Jahre Journalismus scheinen seinem Pessimismus Recht zu geben. Die Welt ist nach dem Ende des Kalten Krieges mitnichten sicherer geworden, noch haben wir das Ende der Geschichte erreicht. Ob Deutschland auf die zweifellos kommenden Konflikte vorbereitet ist, wage ich zu bezweifeln.




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