Buchkritik -- Lee Child -- Im Visier

Umschlagfoto, Buchkritik, Lee Child, Im Visier, Jack Reacher 19, InKulturA Jack Reacher, der ehemalige Militärpolizist kommt anscheinend in die Jahre oder verhält es sich in Wirklichkeit nicht eher so, dass Lee Child seinem Alter Ego nichts, aber auch gar nichts mehr zutrauen möchte? Wer den bereits 2014 in den USA veröffentlichten Roman jetzt in der deutschen Übersetzung liest und zudem ein Fan dieses ohne Frage einst charismatischen Militärermittler ist, wird mehr als enttäuscht sein von diesem, ich wage es nicht Roman zu nennen, unterdurchschnittlichen Band 19.

Dabei beginnt er vielversprechend und auf typische Reacher Art und Weise. Der Mann wird per Annonce in einer Militärzeitung gesucht, denn es tut sich ein Problem in Europa auf. Auf den französischen Präsidenten wird ein Attentatsversuch unternommen und die Angst der Offiziellen ist groß, das es beim bald in London stattfindenden G8-Gipfeltreffen zu einem erneuten Versuch kommt.

Der Kreis der möglichen Täter ist klein, denn diejenigen, die ihr Ziel auch aus einer Entfernung von über zwei Kilometern treffen, sind Militär und Geheimdiensten längst bekannt, weil diese Männer einst in deren Auftrag töteten. John Kott, der Hauptverdächtige, ist einer der besten Scharfschützen, den die U.S. Army jemals ausgebildet hat und Reacher ist derjenige, der ihn bereits einmal hinter Gitter gebracht hat. Beste Zutaten also, um einen Thriller zu schreiben, der diese Bezeichnung auch verdient.

Diese Chance hat Lee Child diesmal gründlich verpasst. Eine Handlung dermaßen an den Haaren herbeigezogen, dass der Leser den Eindruck erhält, es hätten viele Nachwuchsautoren an diesem Stück wie ein großes Puzzle geschrieben und es dann zusammengeklebt. Die Dialoge sind zum Fürchten schlecht und die Beschreibungen, seien es die Orte, die Recherchen Reachers oder die Zusammenarbeit mit einer jungen Frau von der CIA seitenlang, banal und ermüdend.

Reacher in London, das ist diesmal ein Mann, der sich mit allen Londoner Unterweltgrößen anlegt, um zum Schluss erkennen zu müssen, dass er wieder einmal von seinen eigenen Leuten verarscht wurde. Na ja, eigentlich werden die Käufer dieses Buches verarscht, das aber richtig. Wer die Langeweile zu schätzen weiß, dem wird der 19. Band gefallen. Alle anderen werden sich die Frage stellen, ob es nicht langsam an der Zeit wäre Jack Reacher in den verdienten Ruhestand zu schicken.




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Veröffentlicht am 3. Juli 2018