Buchkritik -- Rolf Steininger -- Die Kubakrise 1962

Umschlagfoto  -- Rolf Steininger  --  Die Kubakrise 1962 Niemals befand sich die Welt der atomaren Vernichtung näher als in den dreizehn Tagen der Kubakrise. Von Dienstag, dem 16. Oktober bis Sonntag, dem 28. Oktober 1962 standen sich die USA und die UdSSR, die beiden Gegenspieler des Kalten Krieges, in einer Konfrontation gegenüber, deren Qualität eine bislang nicht erreichte Dimension globaler Bedrohung hatte.

Nachdem die USA von 1959 an in Italien und der Türkei Mittelstreckenraketen vom Typ Jupiter stationierten und im April 1962 zusätzlich noch Atomraketen von Typ Thor, die beide als Erstschlagswaffen galten, einsatzbereit machten, reagierte die UdSSR unter Nikita Chruschtschow darauf mit einer Militär- und Raketenstationierung auf Kuba. Diese Mittel- und Langstreckenraketen vom SS-4 und SS-5 waren eine direkte Bedrohung der USA und wurden am 14. Oktober von Spionageflugzeugen fotografiert.

Rolf Steininger lässt diese "13 Tage" in seinem Buch Die Kubakrise 1962 Revue passieren und zeigt, wie nahe die Erde einem nuklearen Inferno stand. Nach einer kurzen Vorstellung der Hauptakteure auf US-amerikanischer und sowjetischer Seite beschreibt er tagebuchähnlich den Ablauf der Geschehnisse vom 16. bis zum 28. Oktober.

Der Leser bekommt die Dramatik der Ereignisse, aber auch die Verwirrung der Berater vom damaligen Präsidenten J. F. Kennedy noch einmal vor Augen geführt. Während der Krise plädierten die Hardliner, vor allem Curtis LeMay, Befehlshaber der B-29-Bomberflotte im Pazifik, für einen atomaren Erstschlag. Die vom Autor beschriebenen Positions- und Meinungswechsel im Beraterstab des amerikanischen Präsidenten geben ein mehr als dramatisches Bild der damaligen Krise ab.

Politische Entscheidungen haben stets den Charakter, dass sie sich auf das Leben vieler Millionen Menschen auswirken. Was heute wie eine Binsenweisheit erscheint, erhält im Rückblick auf die Ereignisse dieser dreizehn Tage im Oktober 1962 jedoch eine Tragweite, deren ungeheure Konsequenzen schier unfassbar für den menschlichen Verstand sind. Rolf Steininger zeigt mit seinem Buch historisch-wissenschaftlich präzise den schmalen Grad, der damals zwischen Politik und Wahnsinn lag.

Am Ende der Kubakrise hatte sich sowohl auf US-amerikanischer als auch auf sowjetischer Seite die Vernunft durchgesetzt. Dass es hätte leicht auch anders geschehen können, wird dem Leser nach der Lektüre mehr als deutlich zu Bewusstsein gebracht.




Meine Bewertung:Bewertung


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