Buchkritik -- Ernst Nolte -- Der Faschismus in seiner Epoche

Umschlagfoto  -- Ernst Nolte  --  Der Faschismus in seiner Epoche Im Jahr 1963 veröffentlichte Ernst Nolte sein Buch "Der Faschismus in seiner Epoche" zum ersten Mal. Inzwischen gibt es schon die fünfte Auflage davon. Sie erschien im Mai 2000.

Wer sich mit den Phänomen des europäischen Faschismus befassen will, der kommt an der Lektüre dieses Werkes immer noch nicht vorbei. Nolte zeigt die drei Hauptströmungen dieser Bewegung in Frankreich (Action francaise), Italien (Mussolini und der Faschismus) und Deutschland (Nationalsozialismus).

Dezidiert beschreibt er die jeweils unterschiedlichen Wurzeln und die theoretischen Hintergründe. Allen drei Bewegungen gemein ist jedoch die Tatsache, das sie versuchten eine Antwort auf den Marxismus zu geben. Sie waren sowohl revolutionär als auch kontrarevolutionär. In Frankreich wollte die "Action francaise" unter der Leitung von Charles Maurras die Entwicklungen seit der Französischen Revolution rückgängig machen. Die Monarchie erschien als die beste Regierungsform weil sie als einzige dazu in der Lage schien, die einstige Größe Frankreichs wiederherstellen zu können.

Der italienische Faschismus unter Führung des Ex- Marxisten Mussolini war eine im Prinzip kontrarevolutionäre Bewegung, weil sie die italienische Nation in den Vordergrund stellte und damit gegen die Position von Marx, der von seiner Bedeutung für das Weltproletariat überzeugt war, Stellung bezog.

Der deutsche Nationalsozialismus war eine Bewegung, die ausschließlich gegen den Marxismus gerichtet war. Er war die Antwort Hitlers auf eine vermeintliche jüdisch-kapitalistische Verschwörung nicht nur gegen Deutschland, sondern gegen die gesamte "arische" Welt. Seinen konkreten Gegner fand er im Bolschewismus Russlands unter Stalin.

Allen drei faschistischen Bewegungen gemeinsam ist die Sorge und die Angst um die eigene Nation. Vermeintlich gelenkt von fremden Mächten, wollten sie sich auf die eigene Stärke und die jeweilige eigene Überlegenheit vor allen anderen Nationen berufen. Im Gegensatz zu Frankreich und Deutschland, die beide schon eine weitentwickelte Industrie besaßen, mußte sich Italien unter Mussolini erst dahin entwickeln. In diesem Sinn ist auch die faschistische Bewegung Italiens unter anderen Gesichtspunkten zu betrachten als ihre Pendants in Frankreich und Deutschland.

Trotz gleicher Intentionen sind die Ursprünge der drei Bewegungen äußerst disparat. Das Ziel war jedoch stets das gleiche: Die eigene, starke Nation. Der Weg dahin sollte ein unterschiedlicher sein. Allen drei Bewegungen gemeinsam ist, das sie in eine Zeit fielen, als sich der Nationalstaat schon selber fragwürdig geworden ist. Seit die Revolutionsheere Frankreichs nach den Jahren ab 1789 Europa überrannten, war der Nationalstaat ein der Vergangenheit angehörendes Objekt. Diese Sorge trieb die faschistischen und nationalsozialistischen Bewegungen an. Sie wollten den Nationalstaat in seiner einstigen Größe und Macht wiederherstellen. Dazu war jedes Mittel recht.

Die Feindbilder waren scheinbar deutlich zu sehen. In Frankreich sollte es eine jüdisch-freimaurerische Verschwörung sein, in Deutschland eine jüdisch-marxistische. Die Ergebnisse dieses Denkens führten in den zweiten Weltkrieg und zur Teilung der Welt in Ost und West.

Ernst Noltes Buch ist nach über dreißig Jahren immer noch aktuell.




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