Buchkritik -- Chris Hammer -- Outback

Umschlagfoto, Buchkritik, Chris Hammer, Outback, InKulturA Der Star-Reporter Martin Scarsden erhält von seiner Redaktion den Auftrag, in Rivers End, ein Städtchen in der brütenden Hitze des Outbacks, einen Artikel bezüglich des bereits ein Jahr zurückliegenden Verbrechens des ortsansässigen Pfarrers zu verfassen. Der im Ort beliebte junge Geistliche erschoss aus immer noch ungeklärten Gründen fünf seiner Gemeindemitglieder und wurde nach seiner Tat vom Deputy des Sheriffs getötet.

Scarsden, nach einem traumatischen Erlebnis anlässlich einer Reportage aus dem Gaza-Streifen psychisch am Boden und in Gefahr seinen Beruf und seine Reputation zu verlieren, soll mit dem Feature über die Morde in Rivers End wieder an seine alten Leistungen anknüpfen. Doch als er mit seinen Recherchen beginnt, ahnt er nicht, in welche Wespennester er hinein sticht und wie sehr sein berufliches Selbstbild ins Wanken geraten soll.

Rivers End, ein Ort, der bessere Zeiten erlebt hat, versucht immer noch die Tat des Pfarrers zu verstehen, hatte der Mann doch scheinbar keine Feinde und war bei allen Bürgern beliebt. Doch, das stellt Scarsden bald fest, unter der ohnehin heißen australischen Oberfläche brodeln weitere Vulkane, die, sollten sie ausbrechen, noch mehr Menschen das Leben kosten würden.

„Outback“ von Chris Hammer ist nicht nur ein Pageturner erster Klasse, es ist auch ein Roman über die Machenschaften veröffentlichender Medien, deren Reporter, deren Journalisten und Fotografen, um fast jeden Preis den großen Scoop, die sensationelle Meldung und den begehrten Platz auf Seite eins haben wollen.

Martin Scarsden ist einer von denen, die bislang mit jeder ihrer Reportagen auf eben der Seite eins gelandet sind. Mit den Großen und Mächtigen auf Du und Du, stellt er in Rivers End auf einmal fest, dass sein berufliches Weltbild Risse bekommen hat. Je tiefer er in die kleine Gemeinde eintaucht und je intensiver und persönlicher seine Kontakte zu den Menschen werden und er zudem feststellt, dass die Gründe der aktuellen Ereignisse weit zurück in der Vergangenheit des Ortes und der Personen liegen, desto mehr gerät er in Zweifel darüber, ob seine bisherige Lebens- und Berufsauffassung für ihn die richtige ist.

Aus all dem macht Chris Hammer nicht zuletzt einen Kriminalroman, der mit überraschenden Wendungen aufwartet, denn auf einmal interessieren sich sowohl der australische Geheimdienst als auch Ermittler in Sachen organisierte Kriminalität für die Geschehnisse und Personen im Ort. Es gelingt ihm auf beeindruckende Weise das Lesepublikum teilhaben zu lassen an der Hitze und Enge des kleinen Ortes, in dem, so bemerkt es Scarsden zu Beginn etwas zynisch, die Bewohner erst miteinander Ficken und sich dann gegenseitig umbringen.

„Outback“ ist für mich einer der besten Kriminalromane des Jahres.




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Veröffentlicht am 5. Oktober 2019