Buchkritik -- Thomas de Padova -- Leibniz, Newton und die Erfindung der Zeit

Umschlagfoto, Thomas de Padova, Leibniz, Newton und die Erfindung der Zeit, InKulturA Im 17. Jahrhundert wird Zeit zu einem bestimmenden Faktor. Der zunehmende Handel, aber auch neue wirtschaftliche Produktionsweisen erforderten die Einteilung der Zeit in für alle Beteiligten verbindliche Einheiten. Die Schifffahrt nach Übersee und damit zu den Quellen des Reichtums europäischer Staaten erforderte eine bessere, exakte Navigation, die nur mit extrem genau gehenden Uhren möglich war. Die Bestimmung des Längengrades erforderte z. B. die akkurate Uhrzeit an Bord des Schiffes. Keine leichte Aufgabe für Uhrmacher und Wissenschaftler.

Thomas de Padova hat mit seinem Buch "Leibniz, Newton und die Erfindung der Zeit" die große Kontroverse zwischen Isaac Newton und Gottfried Wilhelm Leibniz bezüglich der Definition des Wesens der Zeit nachgezeichnet und damit gleichzeitig ein fesselndes Kapitel der Wissenschaftsgeschichte geschrieben.

Mit den Lebensläufen dieser beiden, auch für heutige Maßstäbe, Ausnahmewissenschaftler, zeichnet Padova das groß angelegte Panorama der dramatischen Umwälzung des Zeitverständnisses des 17. Jahrhunderts und dessen Bedeutung, das auch in den aktuellen Diskussionen zwischen den Ergebnissen der Theoretischen Physik und den Sozialwissenschaften immer noch nichts an Dramatik eingebüßt hat.

Der Autor versteht es, die grundlegenden Differenzen zwischen Leibniz und Newton auch für den wissenschaftliche Laien spannend und nachvollziehbar zu schildern. Er vermag es darüber hinaus, eine Brücke zwischen dem Kontext von Philosophie und Zeitgeist zu schlagen und auf den Zusammenhang von historischer und gegenwärtiger Naturwissenschaft hinzuweisen.

Der Leser nimmt teil an einer Welt, in der Philosophie, Mathematik und Physik oftmals in einem Atemzug genannt, und was noch wichtiger war, auch praktiziert wurden. Es wäre gar nicht möglich, sich die großen Geister dieser Zeit als ausschließlich beschränkt auf einen kleinen Teil der Wissenschaft vorzustellen, zu universell war deren Neugier. Spezialisierung wurde erst knapp 200 Jahre später zu einem Problem.

Wo große Entdeckungen gemacht werden und wo der wissenschaftliche Fortschritt Triumphe feiert, da ist auch Rivalität nicht weit und persönliche Eitelkeiten und Ränkespiele sind an der Tagesordnung. So gerieten auch Isaac Newton und Gottfried Wilhelm Leibniz in einen leidenschaftlichen Streit über den Begriff Zeit. Da war, menschlich, allzu menschlich, von Plagiatsvorwürfen die Rede, da warfen sich die Freunde und Feinde der beiden Wissenschaftler gegenseitig heuchlerische Attitüden vor.

Thomas de Padova gelingt es, aus biographischen und historischen Fakten ein spannendes Buch über die nicht weniger spannende Ära des Beginns der modernen Wissenschaft zu schreiben.




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Veröffentlicht am 15. Januar 2014