Buchkritik -- John Pilger -- Verdeckte Ziele

Umschlagfoto  -- John Pilger  --  Verdeckte Ziele Gibt es einen neuen Imperialismus der westlichen Großmächte und wenn ja, wie manifestiert er sich? Dieser Frage geht John Pilger in seinem Buch Verdeckte Ziele nach. Sein Fazit ist eindeutig. Der längst überwunden geglaubte Imperialismus des 19. Jahrhunderts ist wiedergekehrt. Er tarnt sich jetzt nur mit anderen Worten. So ist z. B. die Rede von "präventiver Diplomatie" und "humanitärer Intervention". Doch auch "UN-Friedenssicherung" und Friedensoperationen" sind, so Pilger, nur Euphemismen für den Imperialismus des 21. Jahrhunderts.

Nach dem Ende des Kalten Krieges wurde die Weltordnung neu geschrieben. Die Interessen der Großmächte, John Pilger spricht hier die USA und Großbritannien, bzw. die gesamte EU an, nimmt aber auch Israel nicht davon aus, sind denen der Dritten Welt diametral entgegengesetzt. Mit Hilfe der Weltbank und des internationalen Währungsfonds werden bestehende und funktionierende Handelssysteme ausgehebelt und dem Weltmarkt ausgeliefert. Der Preis für Kredite ist für diese Länder enorm hoch: Rückzug des Staates aus allen öffentlichen Dienstleistungen, Privatisierung des Gesundheitssystems und Öffnung der Märkte. Das Resultat besteht in der Tatsache, daß es den betroffenen Staaten hinterher schlechter geht, als vorher.

Doch hat Pilger recht, wenn er den Großmächten Staatsterrorismus vorwirft und behauptet, daß Staaten wie Iran oder Libyen bestenfalls kleine Fische des internationalen Terrorismus sind? Seine Analysen sind bestechend. Unter dem Deckmantel von "Freiheit", "Demokratie" und "Menschenrechte" setzen internationale Konzerne mit Hilfe der Politik ihre Ziele rücksichtslos durch. Da wird auch schon einmal militärisch interveniert und dies als Befreiung gefeiert. Die Liste der davon betroffenen Länder ist lang. Vietnam, Kambodscha. Mittelamerika, Somalia und Irak sind nur einige Beispiele, die Pilger gibt. Globalisierung ist zu einem Begriff geworden, der für die Verarmung von Vielen und die Bereicherung Weniger steht. Der versprochene Wohlstand für alle erweist sich als Trugbild. Widerstand gegen die Diktatur des westlichen Kapitals wird schnell zum Terrorismus deklariert und damit der Weg freigemacht für eine "Allianz gegen den Terror". Die Liste der von den USA als sog. "Schurkenstaaten" bezeichnete Dritte Welt Länder ist lang.

Doch diese Maschinerie würde bei weitem nicht so reibungslos laufen, wenn die Vertreter der Medien dieses Spiel nicht mitmachen würden. Pilgers Kritik richtet sich deshalb auch und gerade an die Vertreter seines eigenen Berufes. Investigativer Journalismus verkommt zugunsten der von offiziellen Stellen und "Denkfabriken" vorproduzierten Desinformationen. Im Bestreben nah an den Schaltstellen der Macht zu sitzen und vermeintlich mit Fakten informiert zu werden, vergessen die Medienvertreter ihren ursprünglichen Auftrag. und beten kritiklos die offizielle Propaganda nach. Da ist die Rede von "chirurgischer Präzision" der Waffen, doch die unbeteiligten Opfer werden nicht erwähnt. Da werden aus unbequemen Kritikern unversehens Terroristen. Die wirklich Betroffenen von Wirtschaftsboykotten und Handelsembargos werden in den westlichen Ländern ausgeblendet.

Nicht zuletzt in der Medienkonzentration auf wenige, immer größer werdende Konzerne sieht John Pilger eine Gefahr für die Informations- und Meinungsfreiheit in den demokratischen Gesellschaften. Das beginnt mit politisch korrekt gereinigter Sprache und geht bis zur bewußten Manipulation der Wahrheit. Der Autor bezieht sich in seinem Buch zwar überwiegend auf den anglo-amerikanischen Presse- und Medienbereich, doch der aufmerksame Leser wird auch in unserem Land diese Auswüchse leicht erkennen.




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