Buchkritik -- Karlheinz Weißmann -- Der Weg in den Abgrund

Umschlagfoto  -- Karlheinz Weißmann  --  Der Weg in den Abgrund Geschichtsforschung ist (leider) immer auch die Darstellung politischer Meinungen und Einstellungen. Der politische Hintergrund des Autors bestimmt die Richtung seiner Forschungen. Die Ergebnisse haben sich dem unterzuordnen. Das ist schade und das ist falsch. Geschichtliche Forschungen haben die Pflicht, sich so objektiv wie möglich an die Fakten zu halten. Jahreszahlen, Verträge, Reden, Erklärungen, etc. sind die eigentlichen Quellen der Historie.

Für die meisten Forscher gilt dieser Satz leider nicht. Geschichtswissenschaft wird dazu benutzt, um politische Systeme zu diskreditieren, um historischen Personen Handlungsabsichten zu unterstellen, die sie nie gehabt haben und um, wie in der jüngeren Deutschen Geschichte passiert, einem ganzen Volk eine bestimmte Ideologie zu unterstellen.

Wer sich dagegen mit Hilfe von korrekter wissenschaftlicher Arbeit und intellektueller Redlichkeit wehrt, der wird allzuoft ins Abseits gestellt. So auch bei dem Werk von Karlheinz Weißmann über die Periode der Deutschen Geschichte von 1933-1945.

Weißmann, ein Vertreter der "Neuen Rechten", sollte im Auftrag des Ullstein-Propyläen Verlag ein Buch über die o. e. Phase der Deutschen Geschichte schreiben. Noch vor der Veröffentlichung wurde der Autor politisch angegriffen - wohlgemerkt, noch niemand kannte den Inhalt des Buches - und es wurde ihm nahegelegt, die Arbeit niederzulegen. Ein bis dahin einzigartiger Vorgang in der historisch-wissenschaftlichen Welt.

Die politische Einstellung eines Autors, aus der Weißmann übrigens nie ein Geheimnis gemacht hat, sollte ausreichend sein, so die öffentlichen Kritiker, um in Abrede zu stellen, daß die historischen Fakten so objektiv wie möglich verarbeitet und dargestellt werden können. Bei konsequenter Anwendung dieser politisch-wissenschaftlichen Pseudotheorie wäre es übrigens für jeden wissenschaftlichen Autoren unmöglich, ein Buch zu veröffentlichen, da ja bekanntlich jeder Mensch, auch Wissenschaftler, eine (eigene?) politische Meinung hat.

Was folgte war ein Sturm im Wasserglas des politischen Feuilletons. Der Verlag Ullstein-Propyläen zog das Buch zurück und es wurde an anderer Stelle veröffentlicht.

Soweit die Vorgeschichte.

Karlheinz Weißmann untersucht in seinem Buch "Der Weg in den Abgrund" die Jahre 1933-1945 der Deutschen Geschichte. Wissenschaftlich korrekt nähert er sich dieser Zeit und beschreibt vorurteilsfrei und kompetent die Entwicklung dieser Periode. Um nachvollziehen zu können, wie es Hitler gelang das Deutsche Volk in den Ruin zu stürzen, benutzt er zusätzlich zur politischen Geschichte die ebenso wichtige Sozialgeschichte des deutschen Volkes dieser Zeit. Ohne dieses Material ist es unverständlich, weshalb Hitler so handeln konnte, wie er es tat.

Ihm gelang es die Verhältnisse in Deutschland zu stabilisieren, es wirtschaftlich aus der Talsohle zu führen. Heute mögen bestimmte politische Historiker darüber entsetzt sein, doch in der damaligen Zeit mußte es den Menschen nahezu wie ein Wunder vorgekommen sein, wenn Millionen von Arbeitslosen plötzlich wieder ein geregeltes Einkommen hatten. Das Leben im Deutschland dieser Jahre ging also seinen normalen Gang weiter. Trotzdem, so belegt Weißmann eindrucksvoll, konnte niemals davon die Rede sein, das die Deutschen jener Tage geschlossen hinter Hitler standen.

Opposition und abweichende Meinungen waren nicht so selten, wie es sonst in der wissenschaftlichen Literatur dargestellt wird. Das ist einer der Punkte, die Weißmann vorgeworfen wurden. Laut seiner Kritiker beschrieb er die Geschichte dieser Zeit aus der Sicht der Täter. Damit implizieren seine Kritiker, daß ein ganzes Volk Schuld am Nationalsozialismus sei. Weißmann beweist eindeutig, das dies nicht der Fall war.

Weißmann zeigt in seinem Buch, wie es aussehen kann, wenn ein Wissenschaftler sich so objektiv wie möglich mit der Geschichte auseinandersetzt. Abseits von Ideologien und politischen Zwängen ist ein Buch herausgekommen, dem inzwischen selbst kritische Fachkollegen eine souveräne und wissenschaftlich korrekte Verfahrensweise attestieren. Wer sich näher mit der dunkelsten Zeit unserer Vergangenheit beschäftigen möchte, kommt um dieses Buch nicht herum.




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