Buchkritik -- James Lee Burke -- Angst um Alafair

Umschlagfoto, Buchkritik  --  James Lee Burke  --  Angst um Alafair, InKulturA Es ist nie ein gutes Zeichen, wenn Ihr Familienurlaub damit beginnt, dass jemand beim Joggen ihrer Tochter einen Pfeil auf sie schießt, aber schlechte Vorzeichen sind für Dave Robicheaux ja nichts Neues.

„Angst um Alafair“ ist der 20. Roman über diesen sehr speziellen Ermittler, der, durch die Feder von James Lee Burke, die Gewalt in der amerikanischen Kultur auf allen gesellschaftlichen Ebenen reflektiert. Burke hat sieben zeitgenössische Westernromane über die Familie Holland, einen texanischen Clan, und mehrere andere Bücher veröffentlicht, aber Robicheaux ist seine bekannteste Schöpfung. Der Detective, ein trockener Alkoholiker, arbeitet und ermittelt normalerweise in seiner Heimat, New Orleans und New Iberia, wo auch der Autor aufgewachsen ist.

Mit seiner Frau Molly und seiner erwachsenen Tochter Alafair verbringt Dave den Sommer auf einer idyllischen Ranch in den Bitterroot Mountains, Montana, die seinem alten Freund, dem Schriftsteller Albert Hollister, gehört.

Mit dabei ist auch wieder Daves langjähriger bester Freund, der ehemalige Polizist und jetzige Privatdetektiv Clete Purcell. Nach den erschütternden Ereignissen in Creole Belle, Burkes letztem Robicheaux-Roman, suchen Dave und seine Familie nur nach Ruhe und Erholung an einem friedlichen Ort. Doch während Alafair auf einem bewaldeten Bergrücken oberhalb der Ranch joggt, wird sie von einem Pfeil am Ohr getroffen. Das führt zu einer Konfrontation mit einem Rodeo-Profi namens Wyatt Dixon, einem mysteriösen Mann, der so beängstigend ist, dass ein Gefängnis in Montana, in das er wegen „Vergewaltigung eines Vergewaltigers“ geschickt wurde, ihn diversen Elektroschockbehandlungen unterzog.

Alafair hat im Vergleich zu Angel Deer Heart jedoch Glück. Das 17-jährige Shoshone-Mädchen ist verschwunden und wurde zuletzt in einer Biker-Bar in der Nähe gesehen. Angel wurde im Reservat geboren, aber nach dem Tod ihrer Familie von der liebenswürdigen Felicity Louviere und ihrem windigen Ehemann Caspian Younger, der einzige Sohn des Ölmagnaten Love Younger, adoptiert. Dieser ist einer der reichsten Männer des Landes. „Was auch immer er anfasste, wurde zu Geld, riesige Mengen davon, Millionen, die zu Milliarden wurden, die Art von Reichtum, die Regierungen kaufen konnte...“

Die Leiche Angels wird in einem Zustand gefunden, der eine furchterregende Erinnerung weckt, die an die Methoden von Asa Surrette, dem berüchtigten Serienmörders, den Burke dem BTK-Mörder Dennis Rader nachempfunden hat, der wegen 10 Morden in Kansas verurteilt wurde. Nachdem Surrette vor Jahren gefasst und verurteilt worden war, interviewte Alafair ihn im Gefängnis für ein Buch, das sie geplant, aber nie geschrieben hatte. Er starb scheinbar bei einem Brandunfall mit einem Gefängniswagen – so dachte man jedenfalls.

Fans von Dave und Clete werden nicht überrascht sein, dass die beiden bald der Wahrheit über Angel und Wyatt nachgehen und den örtlichen Strafverfolgungsbehörden auf die Nerven fallen. Es hat den Anschein, als wolle außer Felicity, dass niemand den Mörder ihrer Tochter findet. Cletes Tochter Gretchen, die ihre eigene brutale Vergangenheit hat, wird ebenfalls in die Ermittlungen verwickelt und durch sie gefährdet.

Dieser Thriller ist eine gelungene Mischung aus philosophischen Einsprengseln, brillanten Naturschilderungen und den, wie immer bei Burke, exakten Beschreibungen der innergesellschaftlichen Mechanismen von Gewalt und Habgier.

„Angst um Alafair“, in den USA bereits 2013 erschienen und jetzt in deutscher Übersetzung vorliegend, ist erneut ein Meisterwerk des Autors, den die Kritik zu Recht als „Stimme des Südens“ bezeichnet.




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Veröffentlicht am 2. April 2023