Buchkritik -- Lutz Berger -- Die Entstehung des Islam

Umschlagfoto, Buchkritik, Lutz Berger, Die Entstehung des Islam , InKulturA Warum hat sich in der Spätantike unter den Arabern der Islam und nicht eine der in den benachbarten Regionen angesiedelte Religion, z. B. das Christentum durchgesetzt? So eine der wesentlichen Fragen des Buches "Die Entstehung des Islam" von Lutz Berger. Der Islam, wie auch andere Religionen, steht in einem soziokulturellen Kontext und aus diesem Grund untersucht der Autor den historischen Hintergrund ab dem 6. Jahrhundert.

In der Region zwischen Atlantik und Zentralasien waren seit vielen Jahren Religionen auf dem Vormarsch, die den Gläubigen Erlösungsversprechen nach deren Tod lieferten und parallel dazu identifikationsstiftend waren. Der Islam funktionierte ähnlich und bot den Arabern die Möglichkeit, sich ebenfalls einer Erlösungsreligion anzuschließen, ohne auf die Elemente ihrer kulturellen Identität verzichten zu müssen.

Gleichzeitig fand von 602 bis 628 zwischen dem Oströmischen Reich und dem persischen Sasanidenreich der, wie Berger schreibt "letzte große Krieg der Antike" statt, den zwar die Römer gewannen, der jedoch beide Kriegsparteien dermaßen erschöpft hatte, dass sie der islamischen Expansion ab 630 nur noch wenig entgegensetzen konnten.

Zudem waren die islamischen Eroberer so klug, die Verhältnisse in den besetzten Gebieten nicht wesentlich zu verändern und so waren die bislang herrschenden Eliten bereit, sich mit den neuen Herrschern zu arrangieren. Ob es die Eroberung Syriens, Ägyptens und Nordafrikas von den Römern war oder die Mesopotamiens und des Iran von den Persern, ein diplomatisch geschickter Umgang mit den bisherigen Herrschern war die Garantie für den Erfolg der islamischer Expansion. "Der Erfolg der Muslime und vor allem seine Nachhaltigkeit erklären sich weniger durch die Ereignisse auf den Schlachtfeldern als durch die politischen und sozialen Bedingungen, unter denen die Eroberungen stattfanden.", so Lutz Berger.

Der Autor, Professor für Islamwissenschaft und Turkologie an der Universität Kiel, hat mit seiner Untersuchung die ersten 100 Jahre des Islam beschrieben und sich nicht davor gescheut, zuzugeben, dass es beträchtliche Lücken hinsichtlich des historischen Quellenmaterials gibt. Aus diesem Grund beschränkt sich Berger zum Glück auf die bekannten Fakten, anstelle sich, wie andere Islamforscher, auf Legenden und Mythen zu berufen.

"Die Entstehung des Islam" ist ein profundes Werk über die erstaunliche Expansion des Islam im 7. Jahrhundert.




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Veröffentlicht am 23. Oktober 2016