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Nach einem kurzen Zwischenspiel bei Special Homicide ist er jetzt wieder bei der Einheit Offen-Ungelöst, die sich Jahre zurückliegende Fälle wieder vornimmt, denn die kriminaltechnischen Methoden sind inzwischen weit fortgeschritten.
Einer dieser Fälle betrifft den der Studentin Lily Price, die im Jahr 1989 ermordet wurde und an deren Leiche das Blut von Clayton Pell, aktuell ein bekannter Sexualstraftäter, gefunden wurde, der zum Tatzeitpunkt allerdings erst 8 Jahre alt gewesen ist. Grund genug für Harry und seinen neuen Partner, der Sache auf den Grund zu gehen. Sollte es ein Laborfehler gewesen sein, droht die Revision sämtlicher dort untersuchter Fälle. Ein Wespennest also für Offen-Ungelöst.
Ein noch größeres kündigt sich allerdings an, als Harry plötzlich auf Weisung von oben zu einem aktuellen Fall hinzugezogen wird. Sein alter Feind, der Stadtrat Irvin Irving, verlangt von Bosch, die Ermittlungen zum tödlichen Sturz seines Sohnes George aus seinem Zimmer im siebten Stock des Chateau Marmont Hotel zu übernehmen. Es sieht nach Selbstmord aus, doch der Stadtrat behauptet, es sei Mord, und er will nicht, dass die Sache unter den Teppich gekehrt wird und der verhasste Bosch soll die Wahrheit ans Licht bringen. Bosch ist also zwischen zwei völlig unabhängigen Fällen hin- und hergerissen und versucht, beide gleichzeitig zu bearbeiten.
Der Tod von George Irving ist ein „High Jingo“, ein Fall mit politischer Brisanz, denn der Sohn des Stadtrats war Lobbyist für Firmen, für deren letztendliche Auswahl auch sein Vater verantwortlich war. Bosch übernimmt ihn nur widerwillig, denn die Gefahr in den Mühlen politischer Interessen zerrieben zu werden, ist groß.
So sind die Folgen erwartungsgemäß unerfreulich: Terminkonflikte, heimtückische Indiskretionen an die Medien, Ärger mit seinen Vorgesetzten und sogar mit seiner alten Partnerin, Lt. Kizmin Rider. Trotzdem dauert es nicht lange, bis er für beide Verbrechen recht überzeugende Erklärungen gefunden hat und mit der langsamen, geduldigen Aufklärung beginnen kann, die im Fall Irving, zu einer bösen Überraschung, und im Fall Lily Price zu einem schockierenden Ergebnis führen.
Ganz nebenbei erfährt der Leser hautnah, wie Bosch, mittlerweile in die Jahre gekommen, versucht, sein Leben als hartnäckiger Ermittler mit der plötzlichen Verantwortung als Vater einer fünfzehnjährigen Tochter in Einklang zu bringen. Die zarte, aber unerschütterliche Vater-Tochter-Beziehung, die in jedem Abschnitt mitschwingt, bringt einen warmen, menschlichen Kontrapunkt zu den düsteren Verbrechen. Und als wäre das nicht genug, klopft auch die Liebe erneut an seine verschlossene Tür, ein weiterer emotionaler Wirbelsturm in seinem ohnehin schon nicht beschaulichen Alltag.
Einmal mehr beweist Michael Connelly, dass er großen Thrill nicht in halsbrecherischer Action, sondern in kompromissloser, souveräner Polizeiarbeit verankert. In der fünfzehnten Folge um Harry Bosch erleben wir ein emotionales Doppelporträt: den Kampf um Gerechtigkeit in zwei Kriminalfällen und das zarte Erwachen familiärer Geborgenheit inmitten polizeilicher Ermittlungen.
Wir warten gespannt auf Harry Bosch, die 16. Folge.
Meine Bewertung:
Veröffentlicht am 1. Juni 2025