Buchkritik -- Candice Fox -- Stunde um Stunde

Umschlagfoto, Buchkritik, Candice Fox, Stunde um Stunde, InKulturA Candice Fox stellt ihrem Lesepublikum hier einen sehr interessanten Plot vor. Die Delaneys wollen das inzwischen zwei Jahre zurückliegende Verschwinden ihrer Tochter nicht akzeptieren und beschuldigen die Polizei, dass sie den Fall aufgrund Ertrinkens zu schnell zu den Akten gelegt haben. Sie dringen in das forensische Labor ein und erpressen das LAPD, damit es ihren Fall wieder aufnimmt. Gleichzeitig über sie Rache, indem sie wichtige Beweisstücke in anderen offenen Fällen vernichten. Es ist ihnen sogar gelungen, Fälle zu finden, in denen es sich bei den forensischen Proben um „One-Shots“ handelt – was bedeutet, dass es nach dem Verlust keine weiteren Beweise mehr gibt. Sollte die Polizei ihren Forderungen nachgeben, würden natürlich Tür und Tor für Nachahmer geöffnet.

Der Thriller beginnt damit, dass eine Schwimmerin einen schwer verletzten und ertrinkenden Mann rettet, bei dem schnell klar wird, dass es sich um einen verdeckten Ermittler (Charlie) handelt, der von einer Biker-Gang auf einem Boot misshandelt und zum Sterben ins Wasser gestoßen wurde. Und immer noch in der (fast) Gegenwart treffen wir die frischgebackene Polizistin – die 21-jährige Lynette Lamb, die versehentlich dafür verantwortlich war, dass Charlies Tarnung aufflog. Interessanterweise hat Lamb wegen ihrer Beteiligung (zunächst) kein schlechtes Gewissen, sondern sucht die Schuld bei ihrem verhängnisvollen One-Night-Stand, einem Mitglied der Biker-Gang. Deshalb geht sie auf Charlie zu, als er aus dem Krankenhaus entlassen wird, in der Hoffnung, dass er Mitleid mit ihr hat und dafür sorgt, dass sie wieder in den Polizeidienst aufgenommen wird.

Notgedrungen ermitteln die beiden zusammen, als die Ereignisse im Kriminallabor ihren Lauf nehmen und Charlie – besorgt über einige der Beweise, die er während seiner Undercover-Ermittlung gesammelt hat – beschließt, der Bitte der Delaneys nachzukommen und das Verschwinden ihrer Tochter noch einmal zu untersuchen; etwas, was die Polizei ablehnt, da es einen Präzedenzfall schaffen würde.

Die Ermittlungen zwischen Charlie und Lamb laufen parallel zu dem Drama im Kriminallabor, das aus der Sicht des als Geisel genommenen Direktors des Labors und von Charlies Chefin, Polizeichefin Saskia Ferboden, erzählt wird. Der Schreibstil von Fox ist (wie immer) clever und frech, beide Handlungsstränge sind spannungsgeladen und ziehen die Leserinnen und Leser auf bewährte Weise in den Bann. Fox hält das zügige Tempo aufrecht, während Charlie und Lamb Zeugen erneut befragen und neue Hinweise aufdecken. Und dann natürlich tauchen im Hintergrund Charlies ehemalige Bandenfreunde auf, die Rache nehmen wollen, als sie herausfinden, dass er nicht wie geplant gestorben ist.

Fox gibt uns in Charlie eine zynische und pragmatische, aber faire Figur. Mir gefiel der Kontext, der uns durch seine Familiengeschichte und insbesondere seine Schwester vermittelt wird. Wir erhalten einen Einblick, warum er sich der Undercover-Arbeit zuwandte und welches Leben er bereit war aufzugeben.

Und dann ist da noch Lamb. Sie ist eine Einzelgängerin und bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen mangelndem Selbstvertrauen und dem Glauben, sie sei unbesiegbar. Sie ist streitlustig und ein wenig hemmungslos, aber dennoch anfällig für Tränen, eigentlich zu sensibel für die Straße, aber hier kommen ihre Instinkte immer wieder zum Einsatz, gerade dann, wenn man es am wenigsten erwartet.

Als Duo sind sie ein bisschen wie ein Vater/ Tochter Team und ergänzen sich gegenseitig.

„Stunde um Stunde“ ist ein fulminanter Thriller, der souverän Humor und Aktion miteinander verbindet. Trotz seiner üppigen 475 Seiten kam für mich das Ende leider zu schnell und ich hoffe, bald wieder etwas Rasantes vom ungleichen Duo Charlie Hoskins und Lynette Lamb zu lesen. Mein Fazit: Klare Leseempfehlung.




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Veröffentlicht am 8. Januar 2024