Buchkritik -- Jussi Adler-Olsen -- Das Washington-Dekret

Umschlagfoto Das Washington-Dekret, Jussi Adler-Olsen Jussi Adler-Olsen hat mit "Das Washington Dekret" einen Politthriller geschrieben, der, bereits im Jahr 2006 in Dänemark erschienen, jetzt auch in deutscher Sprache veröffentlicht wurde. Nach einem Attentat, dem seine schwangere Frau zum Opfer fällt, beschneidet der amerikanische Präsident mit seinem "Washington-Dekret" die bürgerliche Freiheit in den USA. Die Medien unterliegen der Zensur, Waffen und Munition der amerikanischen Bürger werden eingesammelt - wer trotzdem mit Waffen erwischt wird, dem droht eine harte Strafe - das gesamte Militär wird aus dem Ausland abgezogen, um in den USA der Direktive des Präsidenten Nachdruck zu verleihen und die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten. Die Hinrichtung von zum Tode verurteilten Straftätern wird forciert, während für viele andere Häftlinge - undurchschaubar für viele Bürger - eine Amnestie ausgesprochen wird.

Es schlägt die Stunde der Milizen, die Washington und der Politik der Ostküste schon fast naturgesetzmäßig feindlich gegenüberstehen. Sukzessive werden die bürgerlichen Rechte außer Kraft gesetzt und der amerikanische Senat entmachtet. Der Präsident und sein Berater haben die Gewaltenteilung abgeschafft und kritische und politisch unzuverlässige Senatoren werden durch inszenierte Unfälle und Straftaten liquidiert.

"Das Washington-Dekret" ist ein leidlich guter und spannender Roman, der jedoch leider durch sein, im wahrsten Sinn unglaubliches Tempo an Glaubwürdigkeit verliert. Zu schnell transformiert sich die Gesellschaft in eine Diktatur, zu schnell sind die politischen Widersacher aus dem Weg geräumt, und, ebenfalls unglaubwürdig schnell, wird der Rückholprozess des im Ausland kämpfenden Militärs durchgeführt.

Natürlich ist der US-amerikanische Präsident einer Verschwörung zum Opfer gefallen und natürlich wird in letzter Minute Schlimmeres verhindert. Das mag genreüblich sein, der überaus guten Idee allerdings, welche Mechanismen bei der Abschaffung der Demokratie wirken und wie die bis dahin herrschenden Eliten darauf reagieren, ist es in höchstem Maße abträglich.

Vollkommen unwahrscheinlich und der politischen Logik widersprechend ist ebenfalls die Tatsache, dass im Roman mit Ausnahme von Großbritannien keine andere Nation auf die Entwicklung in den USA reagiert. Bei allem Verständnis für politische Fiktion, das geht doch arg an der Realität vorbei.

Der Leser kann sich leider des Eindrucks nicht erwehren, dass dieser Roman von Jussi Adler-Olsen wohl eher als Drehbuchvorlage geplant war, denn als ein politischer Roman. Eigentlich schade, weil die Chance für einen wirklich guten Politthriller vertan wurde.




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