Die Epilog -- 04/2014

Umschlagfoto, Die Epilog, InKulturA Humor ist harte Arbeit. Das jedenfalls zeigt die 4. Ausgabe von “Die Epilog”, der “Zeitschrift zum Gesellschaftswandel”. Nun ist ja Humor so vielfältig wie alle Begriffe, die sich anschicken, menschliche, oft all zu menschliche Reaktionen und Ausdrucksweisen final zu erklären und damit auch eine Herausforderung für Psychologen, Soziologen, aber auch für Philosophen und Politiker und aus diesem Grund ist es wichtig, sich diesem Phänomen unter Berücksichtigung der verschiedenen Facetten und Ausdrucksformen zu nähern.

“Humor ist, wenn man trotzdem lacht”. Diese anscheinend abgedroschene Phrase zeigt die geradezu unendlich möglichen Reaktionen des Individuums auf die teilweise wahnwitzigen Begebenheiten, die der politische, gesellschaftliche und private Alltag bereithält und bei denen manchmal nur noch ein wahrhaft alkyonisches Lachen vor dem drohenden Übertritt in den Wahnsinn, ausgelöst durch eine mehr und mehr dem angewandten Irrsinn sich nähernde Realität, rettet.

Die Autoren der aktuellen “Epilog” haben keine Mühen gescheut, dem Humor – etwas augenzwinkernd – auf den Grund zu gehen und sind dabei erstaunliche Wege gegangen. So muss der Leser fast um die geistige Gesundheit von Steffen Greiner fürchten, der es gewagt hat, quasi in einem Selbstversuch, sich 24 Stunden den Zoten des, so “Die Epilog”, “teutonischen Liberace” auszuliefern. Reiner Pries, alias Fips Asmussen, sorgt seit gefühlt 100 Jahren für Unterhaltung bei Butter- und Kaffeefahrten. Zielpublikum: Diejenigen, die bereits alles hinter sich haben und nur noch in den Tiefen der Erbärmlichkeit Genugtuung finden. Meine besten Genesungswünsche an den Autor – möge er die Tour de Asmussen ohne bleibende psychische Schäden hinter sich gebracht haben.

Humor ist subversiv und deshalb ist er ausgerechnet dort am besten und am wirkungsvollsten, wo er Bestehendes in Frage stellt oder tradierte Gewohnheiten, die längst zur Lebenslüge geworden sind, demaskiert. Niemand hat es so gut verstanden, den schönen Schein der Selbstzufriedenheit des saturierten Bürgers zu zerreißen, wie Loriot, alias Vicco von Bülöw.

In Diktaturen schlägt die eigentliche Stunde des Humors. Offene Kritik kann mitunter lebensgefährlich sein und so wird die geistige Untreue zum System zur gut verpackten, jedoch pointierten Aufmüpfigkeit, die es versteht, verstehen muss, die politischen Zustände zu attackieren, ohne jedoch den Absender zu desavouieren. Auch wenn allgemein den Deutschen nachgesagt wird, keinen Humor zu haben, in den Zeiten des Sozialismus war Ostdeutschland das Mekka des subtilen Witzes.

Kein Wunder, dass es aktuell keine politische Satire mehr gibt, sondern nur noch “Comedians” ihr zotiges Unwesen treiben. In Zeiten, in denen die offizielle politische Opposition sich als fast staatstragender erweist, als die Regierung und in der es keine großen Meinungsunterschiede und keine richtigen Querdenker gibt, verkommt Humor zu Barth’scher Miefigkeit.

“Die Epilog” hat sich in inzwischen bewährter Weise eines Begriffs angenommen, hinter dessen scheinbarer Eindeutigkeit ein großes Kaleidoskop der Möglichkeiten steckt.