Buchkritik -- Philipp Hager -- Liebe unter Einzellern

Umschlagfoto, Philipp Hager, Liebe unter Einzellern, InKulturA Liebe ist, begegnen sich zwei junge, vom Leben jedoch bereits gezeichnete Menschen, oft der letzte Anker gegenseitigen Halts und dieses plötzlich hervorbrechende Gefühl wischt mit Macht gesellschaftliche Konventionen und Moralvorstellungen beiseite. Unsterblich und unverwundbar, über allem schwebend, voraus scheinbar ein Leben nach gänzlich eigenen Vorstellungen, erscheint die Zukunft in einem trügerischen Glanz.

Er, 18 Jahre alt, sie noch jünger, beginnen einen Reigen jenseits bürgerlicher Existenz, der, längst bevor ein Dritter den Kreis betritt, droht, in einer Spirale aus Kriminalität und Gewalt zu enden.

"Die Stille war immer in Reichweite, immer eine Armlänge entfernt. Aber nach ihr zu greifen, war undenkbar. Stattdessen Begierden, Dissonanz und unheilbare Isolation." Mit diesem Worten analysiert Philipp Hager in seinem Roman "Liebe unter Einzellern" den solipsistischen Charakter dieser nur aus dem Innenraum gelebter Emotionalität bestehenden Beziehung.

Es ist eine Welt, die geradezu krampfhaft bemüht ist, jegliches Außen zu vermeiden, ja förmlich zu negieren und ausschließlich in der Wildheit expressiv ausagierter Effekte ihre Berechtigung sucht. Hager erzählt kraftvoll und unprätentiös über zwei gestrauchelte, noch nicht gefallene Menschen, die versuchen, ihrer als unendlich empfundenen Einsamkeit zu entkommen.

Dabei sind sie bereit, immer wieder Grenzen zu überschreiten und nur einer von ihnen bemerkt, fast zu spät, die nach dem Eindringen eines Dritten sich stetig steigernde Drohung des Scheiterns und des endgültigen Fallens.

"Liebe unter Einzellern" ist ein Roman, der den Leser durch seine Ehrlichkeit berührt.




Meine Bewertung:Bewertung

Veröffentlicht am 08. Mai 2016