Buchkritik -- Ulrike Guérot/Hauke Ritz -- Endspiel Europa

Umschlagfoto, Buchkritik, Ulrike Guérot, Hauke Ritz, Endspiel Europa, InKulturA Europa, genauer ausgedrückt, das politische Projekt Europäische Union, wäre so gerne ein Global Player, der seine Maximen, Werte und Moralvorstellungen in alle Welt exportieren möchte. Diese Illusion hielt bis zum Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine, und der hat die europäischen, hauptsächlich aber die deutschen Granden brutal daran erinnert, wer im System der sog. „westlichen Werte“ das Kommando innehat – und das ist nicht die EU.

Die russische Invasion, ein Krieg auf europäischen Boden, ist, diese Einschätzung teilen auch die beiden Autoren des Essays, völkerrechtswidrig. Punktum. Und doch hat dieser Krieg eine Vorgeschichte, an der auch die verantwortlichen Politiker der EU ein gemessenes Maß an Schuld mittragen.

Das Projekt Moralexport ist krachend gescheitert, denn mit selbigem hat die EU, außer in vollmundigen Reden, nicht viel am Hut. Siehe deutsche Beteiligung am Jugoslawienkrieg unter Führung der Nato. Überhaupt die Nato, in Wirklichkeit der verlängerte Arm der USA, die lange bevor Putin der Einmarschbefehl gegeben hat, in der Ukraine munter ihr dreckiges Politspiel, die Schwächung Europas unter Zuhilfenahme eines lange vorbereiteten Konflikts in eben der Ukraine inszeniert hat.

Der eurasische Kontinent, so nannte ihn der US-amerikanische Politikberater Zbigniew Brzezinski, hat mit der Ukraine eine Schlüsselstellung für das unipolare Hegemoniestreben der USA, die, so Ulrike Guérot und Hauke Ritz „... sozial verwahrlost und kulturell ausgelaugt, nicht mehr jenes country of freedom [sind], das die einstige Strahlkraft ausgemacht hat“.

Während die EU sich im Glanz ihres vermeintlichen Moral- und Werteexports gesonnt hat, schafften die USA durch ihre mehr oder weniger offenen Einmischungen in die Politik der Ukraine Tatsachen, die, auch wenn Putin den ersten Schuss abgefeuert hat, die wirklichen Drahtzieher des Konflikts nur unschwer verbergen.

Im Zuge dieser unipolaren Hybris, die, wie die Autoren es deutlich schreiben, „eine(r) kontrollierte(n), aber bewusste(n) wirtschaftliche(n) Schädigung, die vor allem die Kappung des deutschen Handelsüberschusses, der im Osten erwirtschaftet wird, zum Ziel hat“, wurde alles unternommen, um dieses Ziel zu erreichen. Was die Frage aufwirft, der hinter den Anschlägen auf die beiden North Stream Pipelines steckt...

Zusätzlich zum mit Waffen geführten Krieg befindet sich Europa und erneut ganz besonders Deutschland in einem Informationskrieg, der mithilfe der Öffentlich-Rechtlichen-Verdummung unisono mit den meisten Printmedien eine Verschleierungskampagne über die wahren Hintergründe des Ukrainekriegs führt.

Wie bei der sog. Corona-Epidemie, die der bis dahin glühenden EU Befürworterin Ulrike Guérot die Augen für die eklatanten Missstände und diktatorisch daherkommenden Maßnahmen geöffnet hat (siehe ihr Buch „Wer schweigt, stimmt zu“), wendet sich das Autorenduo gegen das veröffentliche Schuldnarrativ bezüglich des Kriegs in der Ukraine.

Die EU als Hort und Garant bürgerlicher Freiheit gehört, auch wenn die Autoren es so nicht ausdrücken, auf den Müllhaufen der Geschichte, denn die Realität sieht anders aus.

"Woke Redeverbote, Cancel Culture, Zensur, das Abschalten ausländischer Medienplattformen (etwa Russia Today), Sperrungen von Bankkonten kritischer Medien oder die Löschung kritischer YouTube-Kanäle, digitale und biometrische Überwachung, soziales Nudging, Propagandagesteuerte Leitmedien, emotionale Kriegsführung gegen die eigene Bevölkerung, Delegitimierung von Protest, Einstieg in den Staatsjournalismus über staatlich geförderte ,Medienprojekte‘: Das alles ist längst mitten in Europa Usus."

Da verwundert es den Rezensenten doch ein wenig, dass die Autorin immer noch von einem entnationalisierten, auf Regionen gestütztes Europa träumt.




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Veröffentlicht am 22. November 2022