Buchkritik -- Ernst Nolte -- Die Deutschen und ihre Vergangenheiten

Umschlagfoto  -- Ernst Nolte  --  Die Deutschen und ihre Vergangenheiten Die Deutschen und ihr Verhältnis zu ihrer(n) Vergangenheit(en) sind ein nahezu unerschöpfliches Thema. An geschichtsträchtigen Ereignissen (Weimarer Republik, 1. Weltkrieg mit dem Frieden von Versailles, Nationalsozialismus und 2.Weltkrieg, Kapitulation und die Teilung Deutschlands in zwei Staaten und Wiedervereinigung) reich, wie kaum ein anderes europäisches Land, hat es dementsprechend auch verschiedene Vergangenheiten, zu denen die Deutschen immer zwiespätige Gefühle und Meinungen hatten.

Ernst Nolte nimmt sich dieses Problems an und beschreibt in seinem Buch "Die Deutschen und ihre Vergangenheiten" die Schwierigkeiten, welches das deutsche Volk mit seiner Geschichte hatte. Ausgehend von der Reichsgründung durch Bismark führt das Buch über sämtliche o. e. markanten Ereignisse. Zu jedem schildert Nolte die jeweiligen divergierenden Standpunkte und Differenzen. Dabei wird schnell deutlich, auf welch verschiedene Weisen ein und dasselbe Ereignis betrachtet werden kann.

Nun haben, bzw. machen es sich die Deutschen mit ihrer Vergangenheitsbewältigung immer schwerer, als andere Staaten. Die aktuelle Diskussion über den "real existierenden Sozialismus" der ehemaligen DDR beweist dies einmal mehr. Hin und her geworfen zwischen Vergessen und aktiver Bewältigung der Geschichte, pendelt der Deutsche zwischen den Polen des "zuviel" und des "überhaupt nicht". In dem einen Fall ist es die fremdgeleitete Überreaktion des permanenten Schuldeingeständnisses auch der Generationen, die an der neueren deutschen Geschichte nicht beteiligt waren, im anderen Fall ist es das ebenso falsche "Es geht mich alles nichts an" des satten, selbstzufriedenen Bürgers.

Beides, so weist Nolte nach, führt dazu, daß bewußte Geschichtsverarbeitung nicht stattfinden kann. Gerade sie ist jedoch notwendig, um seinen jeweiligen Platz in der Historie zu finden und aus Fehlern zu lernen. Nolte versucht diesmal nicht zu polarisieren, sondern einen Weg aufzuzeigen, wie man mit der Vergangenheit, egal wie sie geartet war, umgehen sollte.

Wesentlich an der objektiven Geschichtsverarbeitung ist es nach Nolte auch, einen Schlußstrich zu ziehen und die Geschichte als das zu betrachten, was sie ist, nämlich Vergangenheit.




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