Buchkritik -- Frank Welskop -- BBI - ein neuer Berliner Bankenskandal?

Umschlagfoto  -- Frank Welskop  --  BBI - ein neuer Berliner Bankenskandal? Berlin, bis 1989 die Speerspitze der "Freien Welt", hat seitdem einen rasanten Abstieg erfahren. Radikale Kürzung der finanziellen Unterstützung des Bundes, Wegfall von ganzen Industriezweigen und ein öffentlicher Dienst, dessen Personalstärke mehr als üppig ist. Dies alles gepaart mit einer, Jahrzehnte lang gepflegten politischen Kultur des Filzes, haben aus Berlin mittlerweile das Armenhaus der Republik gemacht. Millionenschwere Pleiten und Pannen haben in der Hauptstadt schon immer Konjunktur gehabt. Bauskandale wie der des Steglitzer Kreisel in den 70er Jahren unter einem SPD-Senat oder der Bankenskandal in den 90er Jahren unter einem CDU-Senat bilden die traurigen Höhepunkte in einer Stadt, deren politische Führungen primär am eigenen Wohl als an dem der Allgemeinheit interessiert waren.

Einen neuen Höhepunkt politischen Versagens und finanzieller Verschwendungssucht stellt der Bau des Flughafen Berlin Brandenburg International (BBI) dar. Frank Welskop hat sich ausführlich mit diesem Thema in seinem Buch BBI - ein neuer Berliner Bankenskandal? befasst. Sein Fazit lautet kurz und bündig: Schwachsinn!

Zu groß, zu spät, zu teuer und am ungeeigneten Ort, so seine bestens begründete und jederzeit nachvollziehbare Argumentation. Er analysiert nüchtern die Fakten und kommt zu dem Schluss, dass dieses Bauvorhaben den Steuerzahler über Jahrzehnte hinaus Millionen von Euro kosten wird.

Welskop zeigt klar, weshalb dieser neue Flughafen, der im Prinzip ja ein alter Flughafen ist, nämlich Berlin-Schönefeld, eine Fehlplanung darstellt. Das Bestreben Berliner und Brandenburger Politiker, ihn zu einem internationalen Drehkreuz zu machen kommen aufgrund einer unsoliden Planung viel zu spät. Diese Rolle hat, so Welskop, längst der Flughafen von Wien übernommen. Zudem sorgt das vom Bundesverwaltungsgericht verfügte Nachtflugverbot zwischen 0:00 Uhr und 5:00 Uhr für ein Desinteresse der großen Fluggesellschaften am neuen BBI. Berlin Brandenburg International wird wohl ein Flughafen für Billigflieger, sog. Low-Cost-Carrier (LCC) werden, das aber mit den Dimensionen eines internationalen Flughafens.

Auf welchen Punkt dieses unrühmlichen, vom regierenden Bürgermeister Berlins Wowereit zur Chefsache gemachten Vorhabens der Autor auch zeigt, immer stellt sich heraus, dass es sich um eine fatale Mischung aus Unvermögen, Ignoranz und der in der Berliner politischen Szene üblichen Mauschelei handelt, welche den Steuerzahler viel Geld kosten wird. Allein die Entscheidung den neuen Großflughafen auf der, erweiterten, Fläche des alten Flughafens Schönefeld zu errichten, zeigt von wenig Sachverstand. Im spätestens 20 Jahren wird auch BBI ein innerstädtischer Flughafen sein, aber das macht ja nichts, denn Berlin, bzw. seine politischen Eliten werden dann eben die Flughäfen Tempelhof und Tegel, für die auch bis dahin keine sinnvollen Nutzungskonzepte vorliegen werden, wieder reaktivieren.

Jedes Kapitel und jede Zeile dieses Buches ist eine Anklage gegen Inkompetenz und Größenwahn und sollte den Berliner Abgeordneten als Pflichtlektüre verordnet werden, denn die meisten von ihnen wissen fast nichts konkretes über dieses Projekt. Welskop zeigt, wie schwer es sogar für die Mitglieder des Berliner Abgeordnetenhauses ist, aussagefähige Informationen über dieses Thema zu erhalten.

Für den Bau des Flughafens Berlin Brandenburg International wird sich, wie es bei allen Berliner Großprojekten der Fall war, in einigen Jahren die Staatsanwaltschaft interessieren. Bis dahin werden einige Beteiligte sehr reich, die Steuerzahler jedoch viel ärmer sein.




Meine Bewertung:Bewertung