Buchkritik -- Martin Geck -- Mozart

Umschlagfoto  -- Martin Geck  --  Mozart "Harlequin komponiert", so hätte, nach eigener Aussage des Autors, dieses Buch über Mozarts Leben und Werk heißen sollen. Daß es nicht so kam, ist dem Gedanken an die Rezeption dieses Werkes geschuldet. In der Tat lautet der Titel des Buches von Martin Geck schlicht und einfach "Mozart".

Auf fast 500 Seiten bringt es diese, bewußt dem Lebensgefühl Mozarts gewidmete Untersuchung. Bringen andere Biographien im wesentlichen Jahreszahlen und die mit ihnen verbundenen historischen Ereignisse, so kommt dieser Autor mit einer anderen Verfahrensweise daher. Biographisch hält sich Geck zwar hauptsächlich an die tatsächliche Chronologie, inhaltlich jedoch bestreitet er einen anderen Zugang zu Mozart und seinem Werk.

Der Leser findet sich hineingeworfen in die Zeit Mozarts und die herrschende Atmosphäre. Mozart, seine Bewunderer, aber auch seine Gegenspieler treten einem plastisch vor sie Augen. Nicht so sehr die einzelnen Werke stehen in diesem ersten Teil der Biographie im Mittelpunkt, sondern die philosophischen und politischen Strömungen, in denen Mozarts Werke entstanden.

Hierbei leistet der Autor so gute Arbeit, daß es ein nahezu himmlisches Vergnügen bereitet, Mozart über die Schulter zu gucken. Lebensnah und unverfälscht durch moderne Musiktheorien kommt der Leser Mozart nah und verliert ihn doch im gleichen Augenblick wieder. Es ist ja gerade das Phänomen Mozart, das sich allen Deutungsweisen und Interpretationsversuchen widersetzt.

Martin Geck gelingt es in diesem Sinn, Klischees zu vermeiden und den Mensch Mozart nicht hinter dem Komponist Mozart verschwinden zu lassen. War Mozart ein Ausnahmemensch? Der Autor sagt weder "Ja" noch "Nein". Ein Kind seiner Zeit auf alle Fälle, musikalisch in seine Zeit verwoben und doch auch seiner Zeit weit voraus.

Ist der erste Teil der Biographie auch dem musikalischen Laien noch verständlich, so sieht es im zweiten Teil ganz anders aus. Hier bespricht Martin einzelne Werke Mozarts. Ohne profunde Kenntnis von Mozarts Werken kann der Leser an dieser Stelle den Gedanken des Autors nicht immer folgen, zumal Geck sie immer wieder mit philosophischen Exkursen bereichert. Ein Kenner von Mozarts Musik liest sie mit Gewinn und Genuß. Andere Leser betreten an dieser Stelle jedoch schweres Terrain.




Meine Bewertung:Bewertung