Buchkritik -- Hans-Joachim Hahn/Lutz Simon -- Höllensturz und Hoffnung

Umschlagfoto, Hans-Joachim Hahn, Lutz Simon, Höllensturz und Hoffnung, InKulturA Katastrophen brechen zwar plötzlich aus, doch sie kündigen sich bereits weit im Voraus an. Ein unbemerkter Riss, der sich mit der Zeit erweitert und andere Systeme in Mitleidenschaft zieht. Ein Bruch an einer für den Betrieb nicht signifikanten Stelle kann trotzdem, bleibt er unerkannt, zu einer Beeinträchtigung von Funktionen führen. Von systemischem Versagen sind auch Gesellschaften nicht ausgenommen, deren Funktionieren vom reibungslosen Ablauf vieler Faktoren abhängig ist.

Wenn die Voraussetzungen für das gesellschaftliche Zusammenspiel und das gemeinsame Wirken von Politik, Wirtschaft und Bürgerwille nicht mehr gegeben sind, dann ist die Axt an die Wurzeln des Gemeinwesens gelegt und es droht, gelingt es nicht, diese verhängnisvolle Entwicklung zu stoppen, der Zusammenbruch des Systems.

Genau diese Prognose, den Zusammenbruch unserer Zivilisation, stellen die zehn Autoren um Hans-Joachim Hahn und Lutz Simon. "Höllensturz und Hoffnung", so der Titel dieses Buches, beschäftigt sich mit den systemimmanenten Fehlentwicklungen, die, im Einzelnen vordergründig betrachtet nicht gravierend sind, in ihrer Gesamtheit und ihrem Zusammenspiel jedoch den Kern des zukünftigen Zusammenbruchs ausmachen.

Der Kulturphilosoph und Kunsthistoriker Hans Sedlmayr spricht vom "Verlust der Mitte", der, allerdings in einem anderen Kontext, auch die Autoren des Buches tief beunruhigt.

Zivilisatorische Werte wie Familie, Ehe, Glauben, Autorität, Glauben, etc. sind, oft unter Mitwirken von Politik und Medien, zum Abschuss freigegeben. Der Unterschied der Geschlechter, und damit eine wesentliche Voraussetzung für die Identitätsbildung des Menschen, wird negiert und stattdessen die Gesellschaft von ihren herrschenden Eliten mit einer gendergerechten Ideologie indoktriniert.

Kinder werden bereits im Grundschulalter sexualisiert und von kleinen, aber gut vernetzten Minderheiten der Schwulen- und Lesbenlobby als wehrlose Zielgruppe für ihre gesellschaftszersetzenden Angriffe auserkoren.

Eine Finanzwirtschaft, die sich längst von jedem realen Bezug zur Wirklichkeit verabschiedet hat, macht sich daran, ebenfalls mit Unterstützung der Politik, die Gesellschaft als Gläubiger für ihre gescheiterten Exzesse in Haftung zu nehmen.

Der von einflussreichen Kreisen initiierte Selbsthass, der sich dem Eigenen gegenüber als idiosynkratisch erklärt, das Fremde jedoch als glückselige Verheißung propagiert, ist dabei, und da ist den Autoren zuzustimmen, Hand an die Grundlage der Gesellschaft zu legen.

Das Individuum feiert sich als ein von jeglichen Fesseln der Konvention, der Moral, der Sitten und Normen freies Subjekt, realisiert jedoch nicht, dass es durch die Preisgabe der jede Freiheit erst ermöglichenden Rahmenbedingungen längst zum Objekt ganzer Wirtschaftszweige und anderer interessierter Gruppen geworden ist.

Wäre es z. B. nur eine Frage des individuellen Modebewusstseins, so würden die Autoren darüber wohl keine Wort verlieren oder ihre Besorgnis äußern. Leider, und auch da ist ihnen beizupflichten, zeigen sich am Horizont bereits die ersten zivilisatorischen Auflösungserscheinungen. Recht und Gesetz verlieren sukzessive ihre gesellschaftsstabilisierende Bedeutung und werden durch Partikularinteressen abgelöst. Betrachtet man u. a. in den europäischen Großstädten die islamische Parallelgesellschaft und die in diesen Kreisen immer weiter fortschreitende Anwendung der Scharia, der islamischen Rechtsprechung, so weiß der Leser, dass die Warnung der Autoren (nicht vor dem Islam, sondern durch die Tolerierung seiner Sonderinteressen seitens der Mehrheitsgesellschaft) vor der Selbstzersetzung unserer Zivilisation durchaus berechtigt ist.

Ein "Ökosozialismus", so der im Buch geprägte Begriff für die Gesamtheit der die Gesellschaft bedrohenden Einzelphänomene, schickt sich an, seine Ideologie als einzig richtiges Wert- und Normensystem zu etablieren, das, wie es im Buch formuliert wird, "... alle anderen Denkweisen als rückständig, reaktionär oder erzkonservativ abwertet." Dass dieser "Ökosozialismus" undemokratisch, ja geradezu demokratiefeindlich daherkommt, weisen die Autoren auf über 250 Seiten dezidiert nach.

"Höllensturz und Hoffnung" ist keine Warnung vor dem drohenden Zusammenbruch der westlichen Zivilisation, sondern die Ankündigung dessen. Was aber geschieht danach? Gibt es die neue Zivilisation, die, wie die Autoren hoffen, eine bessere sein wird und die die Rolle des Staates vollkommen anders definieren wird, als es jetzt der Fall ist?

Würde man diese Frage einem kritischen Beobachter menschlicher Schwächen und Befindlichkeiten stellen, würde der wohl angesichts des tief im genetischen Code des Menschen verankerten Atavismus sehr vorsichtig mit seiner Antwort sein.




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Veröffentlicht am 15. Dezember 2013