Buchkritik -- Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman

Umschlagfoto, Hjorth, Rosenfeldt, Die Toten, die niemand vermisst, InKulturA Der Leser des dritten Romans um dem Unsympathen Sebastian Bergman reibt sich verwundert die Augen, hat doch das in den ersten beiden Bänden so fulminant schreibende Autorenduo Michael Hjorth und Hans Rosenfeldt anscheinend alles vergessen, was einen guten Kriminalroman ausgemacht. Spannung? Fehlanzeige! Kriminalistische Fähigkeiten? Nicht bemerkbar! Eine dem Genre des Kriminalromans würdige Handlung? Nichts dergleichen!

Das vierköpfige Ermittlerteam - eine neue, fünfte Figur wird mit der jungen Beamtin Jennifer vorgestellt - ist im neuen Roman "Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman" vornehmlich damit beschäftigt, eigene Probleme zu lösen. Und das, gelinde gesagt, nervt gewaltig.

Torkel, der Leiter der Gruppe, ist liebeskrank und verzehrt sich in unerfüllter Sehnsucht nach Ursula, der Spezialistin für Spurensicherung, die ihrerseits wiederum von ihrem Ehemann verlassen wurde, der sich einer anderen Frau zuwendet. Dies treibt die ansonsten so kühle und Unnahbare in die Arme von Sebastian Bergman. Damit nicht genug, hat das Ekelpaket Bergman auch noch alle Hände voll zu tun, die mögliche Karriere seiner Tochter Vanja, die natürlich immer noch nicht weiß, dass er ihr leiblicher Vater ist, beim FBI zu hintertreiben.

Dann gibt es den jungen Computerspezialisten Billy, der sich mit der Frage herumschlägt, ob er dem Angebot seiner Freundin nach einer gemeinsamen Wohnung nachkommen soll. Vanja, Sebastians Tochter, hat derweil Probleme mit ihrem Stiefvater, der wegen finanzieller Manipulationen verhaftet wird. Übrigens eine Aktion, die auf Recherchen ihres richtigen Vaters, Sebastian Bergman, beruht.

So turtelt der Kriminalroman, der keiner ist, auf fast 600 Seiten dahin. Warum "Die Toten, die niemand vermisst" ausgerechnet "Ein Fall für Sebastian Bergman" sein soll, bleibt nebulös. So selten, wie sich der Kotzbrocken Bergman um die Ermittlungen kümmert, so desinteressiert er an den Fortschritten teilnimmt und so gelangweilt er dem gesamten Fall gegenübersteht, ist es ein Wunder, dass er noch nicht aus dem Team geworfen wurde.

Ach ja, beinahe hätte ich es vergessen: Es wurden auch die Morde an sechs Menschen aufgeklärt. Das wäre bei all den Menscheleien, die mich eher an das deutsche Autorenkino (Gähn) der 70er und 80er Jahre erinnern, fast untergegangen.

Man hätte die ganze Geschichte, konzentriert auf das Wesentliche, um zwei Drittel kürzen können. "Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman" ist das bei weitem schwächste Buch der Autoren Hjorth & Rosenfeldt.

Mich beschleicht der Verdacht, dass eher der immer näher rückende Abgabetermin beim Verlag und weniger die schriftstellerische Inspiration diesen "Kriminalroman" geprägt hat.




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