Buchkritik -- Gregor Hochreiter -- Krankes Geld - Kranke Welt

Umschlagfoto  -- Gregor Hochreiter  --  Krankes Geld - Kranke Welt Die globale Krise, welche im Jahr 2009 ihrer bisherigen Höhepunkt erreichte und noch lange nicht überwunden ist, firmiert im offiziellen Sprachgebrauch unter dem Namen Wirtschaftskrise. Damit wird dem steuerzahlenden Bürger suggeriert, dass diese Verwerfung, die alle Staaten der Welt hart traf, eine im System angelegte Konstante darstellt, deren zyklischer Verlauf aktuell einen Tiefpunkt erreicht hatte. Nichts könnte fehlerhafter sein als diese Analyse. Tatsächlich handelte es sich um eine Banken- und Finanzkrise, ausgelöst durch ein die Märkte überflutendes System von Scheinwerten, das besser unter der Rubrik Pyramidenspiel abgeheftet werden sollte.

Auf dem Höhepunkt der Krise wurde das Wahlvolk von allerlei "Experten" informiert. Gekaufte, deren Gehälter von Banken und Versicherungen bezahlt werden, selbsternannte, die in diversen Wirtschaftsforschungsinstituten ihr Geld verdienen und ahnungslosen, deren Einkommen direkt vom Steuerzahler übernommen wird, also den vom Volk gewählten Politikern. Allen gemeinsam war die Fehlinformation der Bürger über das Ausmaß und die Ursachen der globalen Krise.

Gregor Hochreiter analysiert in seinem Buch Krankes Geld - Kranke Welt die eigentlichen Ursachen der globalen Depression. Ausgehend von einer, auch und gerade von finanz-, geld- und wirtschaftspolitischen Laien verständlichen Begriffserklärung, gelangt er schnell zu einer Übersicht der wirtschaftlichen Zusammenbrüche in der neueren Geschichte. Sie alle, so zeigt es Hochreiter, haben eine gemeinsame Konstante. Das inflationäre Aufblähen des Marktes mit künstlichem Geld, welchem im Gegensatz zu einem gesunden Marktgeschehen keine Deckung eigen ist.

Fiat-Money, Geld aus dem Nichts, von Staaten und deren gesetzgebenden Organen als Zahlungsmittel deklariert und durch keine Einlöseverpflichtung gedeckt, weil ausschließlich per Gesetz geschaffen, ist einer der Gründe für die immer raschen folgenden Finanzkrisen. Diese Krisen sind keine, wie der Autor richtig feststellt, natürlichen Zyklen, sondern Auswirkungen der falschen Prämisse. In diesem Zusammenhang weist Hochreiter auf die wirtschaftspolitischen Ansichten der Wiener Schule der Ökonomie hin, deren maßgebliche Vertreter Menger, Mises und Hayek als Ausgangspunkt seiner Analysen zu werten sind.

Nachdem die Probleme und deren Ursachen aufgezeigt wurden, kommt der Autor zu dem einzig logischen aber zwingenden Schluss: Es muss ein radikales Umdenken stattfinden. Dieser Paradigmenwechsel ist ausschlaggebend für eine richtige Weichenstellung der Zukunft. Es sind bekannte Tugenden, welche vom Autor angesprochen und gefordert werden. Fleiß, Sparsamkeit, Geduld und generationenübergreifendes Planen. Werte also, die aktuell anscheinend auf der Schwarzen Liste stehen. Leben auf Kredit, schneller Wechsel von Moden und Trends und die Illusion von Reichtum ohne Mühe. Das ist das Credo unserer Zeit. Der Virus des initiativlos erworbenen Vermögens hat die Menschen befallen. Wie ist es ansonsten zu erklären, dass viele Senioren, die es aufgrund ihrer Lebenserfahrung eigentlich besser wissen müssten, auf die Hochzinzversprechungen der Banken hereingefallen sind?

Das Buch von Gregor Hochreiter kann dazu beitragen, das Wirtschaftssystem wieder auf eine gesunde Basis zu stellen. Das dazu notwendige Umdenken wird zweifelsohne schmerzhafte Einschnitte und die Abkehr von bislang gewohnten Verfahrensweisen erfordern. Unsere Kinder und Enkel und deren Recht auf ein wohlgestaltetes und funktionierendes Wirtschaftssystem, sollten uns diese Maßnahmen allerdings wert sein.

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