Buchkritik -- Markus Gabriel -- Ich ist nicht Gehirn

Umschlagfoto, Buchkritik, Markus Gabriel, Ich ist nicht Gehirn, InKulturA Es gibt auch in der Wissenschaft Moden, denen zu folgen sowohl für die eigene Reputation als auch für den Fluss der finanziellen Mittel von Vorteil ist. Der aktuelle Zeitgeschmack scheint in der Leugnung des freien Willen zu bestehen und die Reduktion menschlichen Verhaltens auf neuronale, biochemische Vorgänge. Das treibt so einige merkwürdige Blüten, denn würde man die Position, Markus Gabriel nennt sie Neurozentrismus, konsequent zu Ende denken, dann ist niemand für nichts verantwortlich, weil ausschließlich die Chemie des Gehirns die Steuerung menschlichen Verhaltens bestimmt. Was das allein für die Strafverfolgung für Konsequenzen hätte, kann sich jeder unschwer vorstellen.

Gabriel ist jetzt angetreten, den Neurozentrismus von der Bühne wissenschaftlichen Denkens zu vertreiben und dabei gleichzeitig und etwas unbescheiden eine "Philosophie des Geistes für das 21. Jahrhundert" zu schreiben. Zu diesem Zweck arbeitet er sich an der philosophischen Mottenkiste ab und widerlegt Positionen, die längst niemand mehr bezieht.

Im Prinzip ist "Ich ist nicht Gehirn", so der Titel des Buches, eine philosophiegeschichtliche Abhandlung über das Leib-Seele Problem, in der Gabriel eine Melange aus überholten philosophischen Meinungen und - besonders ärgerlich - US-amerikanischen Fernsehserien bietet, die seiner apodiktischen Diktion zufolge beweisen, dass zwischen Ich und Gehirn ein Unterschied besteht.

Wer sich im Schnelldurchlauf über die Diskussionen bezüglich des Leib-Seele Problems informieren will, hat zumindest keine schlechte Buchwahl getroffen. Wer jedoch, und das ist doch immerhin die Intention des Autors, neugierig auf die neue "Philosophie des Geistes" ist, wird schwer enttäuscht.




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Veröffentlicht am 12. November 2016