```

Buchkritik -- Mike Herron -- Slough House

Umschlagfoto, Buchkritik, Mike Herron, Slough House, InKulturA Wer die Reihe um die Lahmen Gäule, die Slow Horses, noch nicht kennt, hier die Definition aus dem Mund der Chefin des Geheimdienstes: „Das ist die Abteilung, in die man strafversetzt wird! Nein, schlimmer noch: Dahin werden diejenigen abgeschoben, die uns keinen Dreck mehr interessieren! Dorthin schicken wir diejenigen, mit denen wir uns nicht befassen wollen, weil das nur das System durcheinanderbringt. Dein Job ist es, dafür zu sorgen, dass sie das Tageslicht nicht wieder erblicken, und das ist alles. Ende der Durchsage!“

Jetzt also der neue Fall dieser Chaotentruppe unter der Leitung des bizarren Jackson Lamp. Und wie immer, ist immer eine Freude, wenn ein neuer Roman von Mick Herrons großartiger Slow Horses-Reihe erscheint. Intelligente, messerscharfe Satire und komischer Humor, beispiellos in ihrer Fähigkeit, den Albtraum der gegenwärtigen britischen Politik und des Brexits zu verfolgen und widerzuspiegeln. (Die Originalausgabe erschien im Jahr 2020).

Die Nowitschok-Vergiftungen in Salisbury, die Einmischung des russischen Geheimdienstes auf britischem Boden, sind in politischen und Geheimdienstkreisen nicht gut angekommen, so dass die mit allen schmutzigen Wassers gewaschene Generaldirektorin des Geheimdienstes, Diana Taverner, während sie auf Rache sinnt, ihre Bodenhaftung verliert, und einen Pakt mit dem Teufel eingeht, der in der Kasan-Episode mündet.

Die Teufel in diesem Fall sind Peter Judd, ein kaum verhüllter Boris Johnson, und der junge, wohlhabende neue Tech- und Online-Medienbesitzer von Channel Go, Damien Cantor, der versucht, Diana zu überlisten und für seine politischen Ambitionen zu manipulieren.

Der zusammengewürfelte Haufen der langsamen Pferde, der noch immer von den jüngsten Verlusten erschüttert ist und vom monströsen, aber brillanten Lamb angeführt wird, wird aus den Datenbanken der Geheimdienste gelöscht. Trotzdem, oder gerade deswegen werden sie verfolgt und ihre Reihen werden weiter dezimiert. Ist das Paranoia oder werden sie wirklich ins Visier genommen? Die Frage ist, von wem und warum?

Es gibt mehrere Handlungsstränge: eine Regierung, für die alles käuflich ist. Lamb muss einen schwulen Amerikaner „trösten“, der glaubt, die Russen hätten seinen Partner ermordet. River findet eine längst tot geglaubte, die im Haus seines Großvaters Zuflucht und Hilfe sucht, während Shirley und Lech, die zwei sind wie Feuer und Wasser, sich zusammentun, denn die lahmen Gäule werden ihr Schicksal nicht in die Hände anderer legen.

Auf den Straßen Londons kommt es zu rechtspopulistischen Protesten, die Judd im Streben nach Macht und für seine eigenen Zwecke zu manipulieren hofft, und als die Ereignisse gefährlich werden, geraten die langsamen Pferde in den Galopp, was zu einem herzzerreißenden Ende und Cliffhanger führt.

Auch dieser Band ist eine hart an der Realität geschriebene Politsatire, und wieder einmal ist er der Höhepunkt; der politisch unkorrekte Jackson Lamb, der seine langsamen Pferde gerne wie Arschlöcher behandelt, aber wehe jedem, der sie aufs Korn nimmt. Wer das versucht, den erwartet in der Regel ein böses Ende.

Sarkastisch, politisch unkorrekt, ein Roman in bewährter Herron Tradition und deshalb eine klare Leseempfehlung.




Meine Bewertung:Bewertung

Veröffentlicht am 14. September 2024