Buchkritik -- Mouhanad Khorchide -- Gottes falsche Anwälte

Umschlagfoto, Buchkritik, Mouhanad Khorchide, Gottes falsche Anwälte, InKulturA Der Islam, so wie er aktuell von den Gläubigen gelebt und verstanden wird, ist eine historische Fälschung, eine im Interesse von Macht manipulierte Religion, der es weniger um das Subjekt Mensch geht, sondern die sich in erster Linie als Legitimationsapparat für diktatorische Polit-Systeme versteht.

Damit stellt Mouhanad Khorchide eine gewagte These in den Raum, die bei den Vertretern der „einzig wahren Religion“ für einen lauten Aufschrei gesorgt hat. Der wie alle Kritiker des Islams zeitweise unter Polizeischutz stehende Autor ist der Meinung, und belegt sie mit Koransuren, dass sofort nach dem Tod Mohammeds eine Instrumentalisierung der Religion zur Machterlangung und -erhaltung stattgefunden hat.

Die Botschaft des Propheten sei klar und eindeutig gewesen, so der Autor. Der Mensch hat einen freien Willen und kann sich für das Gute, aber auch das Böse entscheiden. Nun ist es mit dem Suren des Korans eine zwiespältige Sache. Man kann aus ihnen herauslesen, was polit-religiös opportun erscheint und sich dabei immer auf der richtigen, der „rechtmäßigen“ religiösen Interpretation der Schrift wähnen.

Dass der Islam eine Religion des Friedens ist, auch Mouhanad Khorchide behauptet das anhand der von ihm zitierten Suren und Hadithe, darf zumindest für die nach der Flucht des Propheten nach Medina, wo er sich zu einem aggressiven und expansionsfreudigen Kriegsherren entwickelte, bezweifelt werden.

Zum Schluss in Mekka politisch und als Religionsstifter erfolglos, waren dagegen die medinensichen Jahre bis zu seinem Tod von Brutalität gegenüber Andersdenkenden geprägt. Die Jahre nach Mohammeds Ableben waren Jahre aggressiver Landnahmen und bescherten dem Islam, nicht zuletzt wegen der Aufteilung der Kriegsbeute einen rasanten Zulauf. Die Frage, ob der Islam sich in den ersten 300 Jahren so schnell ausgebreitet hätte, wenn die Kriege nicht so erfolgreich verlaufen wären, muss durchaus gestellt werden.

Der Autor ist der Meinung, dass sich hauptsächlich durch den Kontakt zu Großreichen wie Persien die Verfälschung des Islam beschleunigte, denn die an der Macht sich befindenden Herrscher erkannten schnell das Potenzial dieser Religion bezüglich der eigenen Machtlegitimation.

So wie Khorchide den Koran interpretiert, ist er eine Botschaft der Liebe, der Barmherzigkeit und der Befreiung und Selbstbestimmung des Menschen. In diesem Sinn stellt er im zweiten Teil seines Buches Möglichkeiten zur Diskussion, wie sich diese seit ihren Anfängen falsch ausgelegte Religion aus den Fängen religiös und politisch motivierter Herrschafts- und Unterdrückungsideologie befreien könnte.

Wenn zwei Begriffe unvereinbar miteinander sind, dann sind es die Worte Reform und Islam. Der Autor gibt Antworten in Form von zehn Thesen, wie ein, wenn das jemals geschehen sollte, reformierter Islam aussehen könnte. Bei allem Respekt für Mouhanad Khorchide, mit dessen Zielen ich vollkommen konform gehe, hört sich der zweite Teil des Buches an wie ein Ratgeber „Lebe religiös und werde glücklich“.

Die Realität sieht leider anders aus und der Islam ist, so wie ich ihn aufgrund seiner aktuellen Expansionsbestrebungen wahrnehme, nicht reformierbar. Warum auch? Der politische Zeitgeist kommt dieser zu einer Ideologie der Unterdrückung mutierten Religion mehr als entgegen und, setzen sich die einflussreichen und stets laut ihre Position vertretenden Islamfunktionäre durch, es ist zu befürchten, dass Kritik am Islam bald unter den Tatbestand der Volksverhetzung fällt.

Keine guten Aussichten also für den von Khorchide angemahnten reformatorischen Geist, zumal und das verstehe, wer es denn vermag, ausgerechnet westliche Feministinnen ihren muslimischen Schwestern in den Rücken fallen, sie verraten und die islamischen Kleidungsvorschriften, ob von Koran gefordert oder nicht, als „Befreiung“ der Frauen verteidigen.

Warum sollte sich der Islam reformieren, da doch die Zeichen der Zeit und die Signale der politischen Realität in eine andere Richtung weisen?




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Veröffentlicht am 17. September 2020