Buchkritik -- Arthur Landwehr -- Die zerrissenen Staaten von Amerika

Umschlagfoto, Buchkritik, Arthur Landwehr, Die zerrissenen Staaten von Amerika, InKulturA Die USA sind ökonomisch gesehen ein gespaltenes Land. Es gibt erhebliche Unterschiede in Einkommen, Wohlstand und wirtschaftlicher Entwicklung zwischen verschiedenen Regionen und Bevölkerungsgruppen. Zum Beispiel gibt es einen starken Unterschied zwischen wohlhabenden Küstenregionen und ärmeren ländlichen Gebieten im Landesinneren. Ebenso sind die Einkommensunterschiede zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen und sozioökonomischen Schichten beträchtlich. Diese wirtschaftliche Kluft hat weitreichende Auswirkungen auf verschiedene Aspekte des Lebens in den USA, einschließlich Bildung, Gesundheitsversorgung und politischer Teilhabe.

Die wirtschaftliche Spaltung hat ebenfalls erhebliche politische Auswirkungen, die sich auf die nächste Präsidentschaftswahl auswirken könnten. Regionen oder Bevölkerungsgruppen, die sich wirtschaftlich benachteiligt fühlen, neigen oft dazu, politische Veränderungen zu fordern und Kandidaten zu unterstützen, die versprechen, ihre wirtschaftlichen Bedingungen zu verbessern. Dies kann zu einem verstärkten politischen Engagement und einer höheren Wahlbeteiligung in diesen Gemeinschaften führen.

In der Vergangenheit haben Kandidaten, die sich als Stimme der wirtschaftlich Benachteiligten positioniert haben, oft von solchen Wählergruppen unterstützt. Zum Beispiel hat der Aufstieg von Kandidaten wie Donald Trump im Jahr 2016 in Teilen auf die Unzufriedenheit vieler Wähler in wirtschaftlich benachteiligten Regionen zurückgeführt werden können.

Für die nächste Wahl des Präsidenten könnten ähnliche Dynamiken eine Rolle spielen, wobei Kandidaten, die glaubwürdige Pläne zur Bewältigung der wirtschaftlichen Ungleichheit und zur Schließung der Kluft zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen vorlegen, möglicherweise erfolgreichere Kampagnen führen.

Die nationale Identität spielt traditionell eine wichtige Rolle bei den Präsidentschaftswahlen in den USA. Die Art und Weise, wie sich Kandidaten präsentieren und wie ihre Botschaften von den Wählern wahrgenommen werden, kann stark von nationalen Identitätsfragen beeinflusst werden. Fragen zur nationalen Identität umfassen Themen wie Einwanderung, kulturelle Vielfalt, Patriotismus und das Verständnis der amerikanischen Geschichte und Werte.

In den letzten Jahren haben nationale Identitätsfragen in den USA eine zunehmende Bedeutung erlangt, da politische Debatten über Themen wie Einwanderungsreform, Rassengerechtigkeit und die Definition dessen, was es bedeutet, „amerikanisch“ zu sein, stark polarisiert wurden.

Kandidaten sind daher gezwungen, die nationalen Identitätsfragen in ihren Kampagnen anzusprechen, um bestimmte Wählergruppen zu mobilisieren oder um sich als Vertreter bestimmter Werte und Überzeugungen zu positionieren. Die Art und Weise, wie dies geschieht, kann einen erheblichen Einfluss darauf haben, wie verschiedene Wählergruppen die Kandidaten wahrnehmen und wie sie letztendlich bei den Wahlen abstimmen.

Der „amerikanische Traum“ vom Tellerwäscher zum Millionär ist nach wie vor eine kulturelle Vorstellung in den USA, aber seine Realität und Wahrnehmung haben sich im Laufe der Zeit verändert. Früher wurde der amerikanische Traum oft als Symbol für die Möglichkeit betrachtet, durch harte Arbeit und persönlichen Einsatz sozial aufzusteigen und finanziellen Erfolg zu erlangen, unabhängig von den Umständen der Geburt oder des sozialen Status.

Heutzutage wird jedoch oft argumentiert, dass der amerikanische Traum für viele Menschen immer schwerer zu erreichen ist. Die wirtschaftliche Ungleichheit ist in den USA angestiegen, und der soziale Aufstieg ist für viele Menschen schwieriger geworden, insbesondere für diejenigen aus einkommensschwachen Familien oder benachteiligten Gemeinschaften. Bildungs- und Chancenungleichheiten sowie finanzielle Hindernisse können die Verwirklichung des amerikanischen Traums für viele erschweren oder unmöglich machen.

Trotzdem bleibt der Glaube an den amerikanischen Traum ein fester Bestandteil der nationalen Identität vieler Amerikaner, und politische Diskussionen drehen sich oft darum, wie dieser Traum für alle zugänglicher gemacht werden kann. Die Wahrnehmung und Realität des amerikanischen Traums können jedoch je nach persönlicher Erfahrung und Perspektive stark variieren.

Der Mythos des Cowboys als Symbol für Ordnung, Gerechtigkeit und der Einzelgänger, der für das Gute kämpft, ist weiterhin ein wichtiger Bestandteil des amerikanischen Selbstverständnisses und der amerikanischen Populärkultur. Die Figur des Cowboys hat eine tiefe kulturelle Bedeutung in den USA und wird oft als Verkörperung von Freiheit, Abenteuer und Unabhängigkeit angesehen.

Obwohl die Realität des Wilden Westens und der historischen Cowboys oft weit entfernt von den romantisierten Darstellungen in Filmen und Büchern ist, bleibt das Bild des Cowboys ein kraftvolles Symbol in der amerikanischen Vorstellungskraft. Der Cowboy verkörpert Eigenschaften wie Tapferkeit, Ausdauer und die Fähigkeit, Herausforderungen allein zu bewältigen, die von vielen Amerikanern bewundert und verehrt werden.

Dieser Mythos wird in verschiedenen Bereichen der amerikanischen Kultur aufrechterhalten, von Filmen und Fernsehserien bis hin zu Werbung und politischer Rhetorik. Obwohl sich die Gesellschaft im Laufe der Zeit verändert hat, bleibt der Mythos des Cowboys ein faszinierender und wichtiger Bestandteil des amerikanischen Selbstverständnisses.

Es gibt sehr deutliche Unterschiede im Verhalten der Wähler zwischen den Metropolen und dem ländlichen Raum in den USA. Diese Unterschiede können sich in verschiedenen Aspekten zeigen, darunter politische Präferenzen, Wahlbeteiligung und politische Einstellungen.

In Metropolregionen tendieren Wähler oft dazu, progressivere oder demokratische Positionen zu unterstützen. Diese Gebiete sind oft kulturell diverser, haben eine höhere Bevölkerungsdichte und sind wirtschaftlich vielfältiger. Daher neigen sie dazu, politische Ansichten zu unterstützen, die auf Fragen wie soziale Gerechtigkeit, Klimawandel und kulturelle Vielfalt ausgerichtet sind.

Im ländlichen Raum hingegen gibt es tendenziell eine größere Unterstützung für konservative oder republikanische Positionen. Diese Gebiete sind oft homogener, haben eine geringere Bevölkerungsdichte und sind wirtschaftlich häufiger von der Landwirtschaft oder anderen traditionellen Industrien abhängig. Wähler im ländlichen Raum können eher Werte wie individuelle Freiheit, Waffenrechte und eine begrenzte Regierung unterstützen.

Diese Unterschiede im Wahlverhalten zwischen städtischen und ländlichen Gebieten haben oft erhebliche Auswirkungen auf politische Entscheidungen und Wahlen auf nationaler, bundesstaatlicher und lokaler Ebene in den USA.

In den USA gibt es seit einiger Zeit eine zunehmende Polarisierung und Spannungen in verschiedenen Bereichen wie Politik, Kultur und Gesellschaft. Diese Spannungen haben zu Debatten und Konflikten geführt, die oft entlang ideologischer Linien verlaufen. Einige sehen darin Anzeichen eines „Kulturkampfes“, in dem verschiedene Gruppen um die Vorherrschaft ihrer Ideen und Werte kämpfen.

Diese Spannungen können sich in verschiedenen Bereichen manifestieren, einschließlich politischer Diskussionen über Themen wie Einwanderung, Rassengerechtigkeit, Geschlechterfragen, Religion, und vieles mehr. Darüber hinaus spiegeln sich diese Konflikte oft in Medienberichterstattung, sozialen Medien und sogar in persönlichen Beziehungen wider.

Ob diese Spannungen zu einem vollständigen "Kulturkampf" eskalieren, ist schwer vorherzusagen und hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, darunter politische Entwicklungen, gesellschaftliche Trends und das Verhalten der einzelnen Akteure. Es ist jedoch klar, dass die USA mit erheblichen kulturellen Herausforderungen konfrontiert sind, die einen Dialog, Verständnis und Kompromiss erfordern, um eine friedliche Koexistenz zu fördern.

Generell, und das trifft auch für Europa zu, sind konservative Bewegungen auf dem Vormarsch. Dadurch stellt sich auch die Frage, ob die Demokratie bzw. die herrschenden Eliten eine Antwort auf die drängenden Probleme der Bürger haben. Migration, Energiekosten und ökonomische Abstiegsängste sind nur einige davon.

Arthur Landwehr ist es gelungen, ein Bild dieser zerrissenen USA zu präsentieren. Obwohl der Autor viele Jahre beim medialen Mainstream gearbeitet hat und kritische Leserinnen und Leser zu Recht die daraus zwangsläufig resultierende Einschränkung des politischen Standpunkts befürchten, hält der Autor sein im Vorwort gegebenes Versprechen, die Menschen beider Lager zu Wort kommen zu lassen.

Die USA sind in einer Phase des gesellschaftlich-ökonomischen Umbruchs, der, wie alle dortigen Tendenzen und Entwicklungen, auch bald in Europa zu spüren sein wird. Vorboten dessen künden sich hierzulande bereits an.




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Veröffentlicht am 14. Februar 2024