Buchkritik -- Mareike Ohlberg/Clive Hamilton -- Die lautlose Eroberung

Umschlagfoto, Buchkritik, Mareike Ohlberg/Clive Hamilton, Die lautlose Eroberung, InKulturA "Jeden Morgen steht ein Dummer auf – man muss ihn nur finden." Dumm nur, dass sich dieser Dumme als die, mit wenigen Ausnahmen, gesamte westliche Welt darstellt, die, im Interesse des Friedens und der wirtschaftlichen Zusammenarbeit, sich im Modus eines permanenten Kotaus vor China befindet.

Wenn es um Gewinne und den Export von Billiglohnprodukten geht, wenn unverhohlene und verdeckte Einflussnahmen in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst unternommen werden, gibt es derzeit nur einen Akteur, der die globale Bühne der Politik bespielt: China.

Und China bedeutet, das belegen Clive Hamilton, Professor für Öffentliche Ethik an der Universität von Canberra, und Mareike Ohlberg, eine der profiliertesten deutschsprachigen Chinaexpertinnen und Senior Fellow im Asien-Programm des German Marshall Fund, in ihrem fast 500 Seiten starken Buch, die Herrschaft der Kommunistischen Partei (KPCh), die ihren globalen Führungsanspruch und ihre marxistische Ideologie unter den Deckmantel der Schaffung einer angeblich multilateralen Welt ausbauen und festigen will.

Nur allzu gerne fallen Politiker, Ökonomen und Manager auf die blumigen Worte chinesischer Funktionäre herein, die, auch wenn vorgeblich unpolitische und humanitäre, völkerverbindende und friedenssichernde Aktionen sowie wirtschaftlicher Zusammenarbeit auf der Agenda stehen, immer der Ausdruck chinesischer marxistischer Politik sind.

Kurz ausgedrückt: Ohne Zustimmung und Kenntnis der Partei geht nichts.

Es ist ein Kalter Krieg, den China gegen den Westen, gegen die USA betreibt. Angefeuert und unterstützt von der Möglichkeit großer Gewinne, halten sich westliche Manager und Politiker in Bezug auf die lukrativen Beziehungen zu China nicht lange mit den sonst so gerne propagierten „westlichen Werten“ auf und geraten, mehr als einmal in diesem Buch zu lesen, bezüglich des Erfolges des chinesischen Weges ins Schwärmen.

Nebenbei bemerkt, auch ein Politiker wie Robert Habeck, seines Zeichens Grüner und offiziell jeder Beschränkung individueller Freiheit abhold, kam nicht umhin, das chinesische Modell als äußerst effizient zu beschreiben, als es um die Durchsetzung unpopulärer Maßnahmen ging. So weit auseinander scheinen eben grüne und marxistische Ideologie nicht zu liegen.

Wer sich die Karte chinesischer Einflussgebiete anschaut, wird mit Erstaunen feststellen, dass es sowohl in Afrika als auch in der gesamten westlichen Welt eine zunehmende Bedeutung chinesischer Interessen gibt, von denen die Seidenstraßen-Initiative die derzeit größte sein dürfte.

Neben Politik und Wirtschaft, auch das belegen Hamilton und Ohlberg in ihrem mit Fakten gesättigtem Buch, unterwandert die KPCh ebenfalls kulturelle und akademische Kreise und erweitert sukzessive ihren Einflussbereich. Wenn auf Betreiben chinesischer Offizieller oder von westlichen „Freunden Chinas“ taiwanesische oder tibetische Künstler oder Kritiker der Kommunistischen Partei Chinas und ihrer fragwürdigen Methoden am Auftreten in westlichen Ländern gehindert werden, dann wird es höchste Zeit, sich dem zunehmenden Einfluss Chinas entgegenzustemmen.

Kann man es vielleicht Managern aufgrund ihres monokausalen Denkens noch nachsehen, dass Gewinnmaximierung und Shareholdervalue ihre bevorzugten Präferenzen sind, so sollte bei Politikern, die doch immer behaupten, alles im Blick zu haben, ein anderes Verhalten gegenüber China auf der Tagesordnung stehen, denn es gibt laut chinesisch-marxistischer Ideologie weder globale Menschenrechte noch politische Freiheit des Einzelnen und somit Universalität nur eine Frage der Definition.

Und die liefert ausschließlich die Partei. Die Kommunistische Partei Chinas, versteht sich.

„Die lautlose Eroberung“ ist ein Weckruf an die Adresse demokratischer Länder, sich endlich gegen die fortlaufende Infiltration durch die marxistisch-chinesische Ideologie zur Wehr zu setzen. Ein Staat, in dem es weder bürgerliche Freiheiten gibt noch Rechtsstaatlichkeit und demokratische Wahlen, kann und darf nicht als zuverlässiger politischer und wirtschaftlicher Partner betrachtet werden.

Oder, stellen wir einmal die ketzerische Frage, liegt es vielleicht gerade daran, dass westliche Politiker so gerne ihre Köpfe in den Sand stecken, weil sie angesichts schier unlösbarer globaler Probleme die Interessen ihrer Bürger für eine zu vernachlässigende Größe halten?

Weil sie insgeheim, wie der Grüne Robert Habeck, mit den diktatorischen Methoden der Kommunistischen Partei Chinas liebäugeln?

Der Bürger sollte diese Frage auf jeden Fall im Hinterkopf behalten.

Wer sich angesichts des hierzulande aktuell praktizierten politischen Kleinkrams wie bunte Fahrradwege, gendergerechte Sprache und anderem, aus dem akademischen Biotop ausgebrochenem Irrsinn über globale Politik und zukünftige, sich jedoch bereits heute ankündigende Machtverschiebungen informieren und eine Vorstellung von praktizierter Realpolitik mit langfristigen Zielen erhalten will, der sollte unbedingt zu diesem Buch von Clive Hamilton und Mareike Ohlberg greifen.




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Veröffentlicht am 28. Juli 2020