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Luca D'Andreas aktueller Roman basiert auf einem spektakulären Kriminalfall, der in den neunziger Jahren in Italien für großes Aufsehen sorgte: der Fall des sogenannten „Monsters von Bozen“. Der Autor entführt seine Leserinnen und Leser in eine Zeit und an einen Ort, der auf den ersten Blick wie eine Insel des Glücks erscheint. Die Wirtschaft boomt, die Menschen leben im Einklang mit der Natur, und die Gesellschaft wirkt wohlorganisiert und zufrieden. Doch diese idyllische Fassade trügt.
Hinter der vermeintlichen Harmonie verbergen sich dunkle Abgründe: Menschen, die an Krankheiten leiden, der wachsende Alkoholismus, Straßenprostitution und eine tief sitzende Angst vor Migranten. Zudem häufen sich unerklärliche Selbstmorde und latente Gewalt. Viele Morde bleiben ungelöst, ihre Akten liegen verstaubt und vergessen in den Schubladen der örtlichen Polizei.
Das größte Übel jedoch ist das Heroin, das die Region wie eine soziale Seuche heimsucht. Diese Droge fordert unzählige Opfer, zerstört Leben, Familien und Vermögen. Es ist eine Plage, die besonders die Jugend der 90er-Jahre dezimierte, und einmal in ihren Fängen gefangen, war es schwer, sich davon zu befreien.
Eine der zentralen Figuren des Romans ist der junge Kommissar Luther Krupp. Er ist sich der verheerenden Auswirkungen der Droge bewusst und wird durch seine Entschlossenheit und Intuition zum entscheidenden Faktor in den Ermittlungen. Die Jagd auf einen mutmaßlichen Serienmörder beginnt, doch stets begleitet ihn der Gedanke: „Wie viele tötet Heroin, Inspektor?“ Denn die Droge entpuppt sich als gnadenloser und brutaler als jeder Serienmörder.
Krupps Kampf richtet sich jedoch nicht nur gegen das Verbrechen, sondern auch gegen die Korruption in den eigenen Reihen. Er sieht sich mit festgefahrenen Strukturen und fragwürdigen Entscheidungen seiner Kollegen konfrontiert, die die Gesetze oft bis an ihre Grenzen dehnen oder gar ignorieren. Willkür scheint an der Tagesordnung.
Neben Krupp spielt ein junger Reporter eine zentrale Rolle. Dieser Journalist, zu sensibel und unerfahren für das knallharte Geschäft, wächst im Laufe der Geschichte über sich hinaus. Seine Interaktionen mit seinem zynischen und desillusionierten Chefredakteur erinnern an die bissigen Dialoge aus David Mamets „Chicago“, einem Werk, das die brutale Welt des Journalismus und Verbrechens im Amerika der 1930er-Jahre beschreibt.
Die Handlung des Romans erstreckt sich über mehrere Jahre, was den Leserinnen und Lesern einiges abverlangt. Die wiederholten Schilderungen von polizeilichen Rangstrukturen und die Komplexität der Erzählung machen „In Zeiten des Todes“ zu keiner leichten Lektüre. Ein schneller, fesselnder Thriller – wie es der Verlag ankündigt – ist das Buch nicht.
Mein Fazit: ein hartes, brutal realistisches Werk, das sicherlich nicht jedem Geschmack entspricht, aber durch seine schonungslose Darstellung überzeugt.
Meine Bewertung:
Veröffentlicht am 21.September 2024