Buchkritik -- Martin Suter -- Melody

Umschlagfoto, Buchkritik, Martin Suter, Melody, InKulturA Der ehemalige Nationalrat Dr. Stotz, ein in der Schweiz hoch angesehener Bürger und ein, wie man es gerne nennt, geschätztes Mitglied der Gesellschaft, Unternehmer, Politiker und Mäzen, stellt den jungen Tom Elmer ein, dessen Aufgabe es sein wird, den Nachlass zu ordnen, denn das Leben des Dr. Stotz nähert sich dem Ende.

In der Villa am Zürichberg, in der sich für ein Jahr auch die Arbeitswohnung Elmers befindet, gibt es zahlreiche Hinweise, Porträts und Gegenstände, die auf eine junge Frau, Melody, hinweisen, die einmal die Verlobte des Dr. Stotz gewesen ist und, nach und nach erfährt Tom aus dem Mund seines Arbeitgebers deren Geschichte, eines Tages spurlos verschwand.

Je intensiver sich Elmer mit dem Leben seines Auftraggebers beschäftigt, desto mehr Fragen drängen sich dem jungen Mann auf und die zahlreichen Geschichten und Anekdoten, die Dr. Stotz von sich gibt, zeigen zwar ein gesellschaftlich und ökonomisch erfolgreiches Leben, das jedoch unter dem Schatten des Verlusts eines geliebten Menschen steht.

Nach dem Tod von Dr. Stotz machen sich dessen Großnichte Laura und Tom auf, um die Suche nach Melody fortzusetzen, denn im Nachlass finden sich Hinweise, dass auch Stotz nie aufgegeben hat, seine Verlobte zu finden. Dabei ergeben sich Diskrepanzen zwischen dem, was der Verstorbene in seinem letzten Lebensjahr erzählt hat und dem, was Tom und Laura herausfinden.

„Melody“ ist ein mit typisch Suterscher Diktion geschriebener Roman über Trauer, Verlust, Schuld und einer Lebenslüge. Es ist die Geschichte hinter der Geschichte, die auf einmal zeigt, dass eine Schweizer Bürgerlichkeit Fassade sein kann für ein lebenslanges Trauma, aber auch der Anlass für eine arge Täuschung, deren juristischer Begriff Erpressung lautet.

Ruhig und mit präziser Feder – die Leserinnen und Leser erfahren einmal mehr etwas über exquisite Kochkunst und ebensolchen Weinen und anderen hochgeistigen Getränken - erzählt Martin Suter über ein Leben, das nur vordergründig ein erfolgreiches gewesen ist, hinter dem jedoch in Wirklichkeit Schmerz und Schuld stehen.




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Veröffentlicht am 24. Aüpril 2023